regenz). Das Haus wurde in meheren Phasen errichtet. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts (ca. 1880 ) wurde ein eingeschossiges Gebäude errichtet. 1906 wurden zwei weitere Geschosse hinzugefügt. Um 1930 erfolgte ein weiterer Umbau. zahlreichen vorangegangenen Umbauten die bestehende Lastabtragung ungeeignet und nicht nachvollziehbar ist. Derzeit werden die oberen Geschosse als Wohnungen genutzt, im Erdgeschoss befindet sich ein Geschäftslokal und der Zugang zur Konditorei im hinteren Teil des Grundstücks, sowie der Zugang zu den Wohnungen.
In Zukunft soll der Zugang zur Konditorei getrennt vom Zugang der Wohnungen erfolgen, im Erdgeschoss sollen die Nebenräume der neuen Wohnungen (ca. 200m2 lt. Plänen) untergebracht werden. Das äussere Erscheinungsbild bleibt erhalten. Im Südosten wird die Dachfläche (derzeit Ziegel) durch Glas ersetzt. Ein Balkon kragt ca. 2 Meter auf das eigene Grundstück aus.
Auf den ersten Blick erscheint die Wohnanlage im vorarlbergischen Lochau von Architekt Christian Matt spartanisch schlicht. Bei genauerem Hinsehen erschließen sich jedoch Feinheiten von zarter Poesie.
von Franziska Leeb
In Gegenden, wo bislang Ein- und Mehrfamilienhäuser dominierten, bedarf es sorgfältiger Überlegung, wie man mit dem eher städtisch besetzten Gebäudetypus Geschoßwohnungsbau formal reagiert. Versucht man mit Holzfassaden einen Konnex zur Landschaft und zur Ländlichkeit herzustellen oder ignoriert man örtliche Traditionen völlig?
Architekt Christian Matt wählte für die neue Wohnbebauung in Lochau einen Weg, der nur auf den ersten Blick so aussieht, als ignorierte er rundum Gewachsenes völlig. Zwei strenge Quader mit elfenbeinfarbener Eternit-Fassade stehen einander gegenüber. Horizontal gegliedert wird die Hülle von den Fensterreihen, innerhalb derer sich herkömmliche Fensterflügel, transparente Loggienverglasungen und schwarze Schiebegläser, die die Funktion von Fensterläden übernehmen, abwechseln. Das Motiv der Fensterläden entlehnte Matt den Häusern der Nachbarschaft, wo hölzerne Läden den schon durchaus städtischen Mehrfamilienhäusern einen rustikalen Hauch verleihen.
Die „Hülle“ besteht aus Eternit und Glas. Die Eternitplatten bilden Additive ruhige Streifen, die Glastafeln hingegen ergeben durch ihre Beweglichkeit ein ständig verändertes Bild. Die betonten Fugen verstärken den Eindruck der Umhüllung. Sind alle Glasfelder geschlossen, wird die Fassade nahezu glatt, zur Haut.
Die Reflexion der Umgebung und das Gegenüber durch das Glas lässt die beiden Häuser wie Zwillinge erscheinen, die sich ständig beobachten. Das Schwarz der bündig in die Fassade gesetzten Glasläden wurde in Streifen mit geringen Abständen per Siebdruck aufgebracht. Von innen nach außen bleibt der Blick ähnlich der arabischen Maschrabia leicht durchlässig, von außen erscheint es völlig schwarz und verhindert jeden Einblick. Im Laufe der Tages- und Jahreszeiten und je nach Stellung der dunklen Gläser liefert die Fassade unterschiedliche Bilder der sich spiegelnden Umgebung und erzählt stille Geschichten aus der Nachbarschaft. Sind alle Läden geschlossen – was in der Praxis allerdings so gut wie nie vorkommt – wird die Fassade zur scheinbar völlig glatten Haut aus hellen und dunklen Rechtecken. Innerhalb dieser neutralen Hülle arrangierte Matt einen vergleichsweise flexiblen Inhalt, der offene Grundrisslösungen ebenso zulässt, wie die Unterteilung in einzelne Zimmer. Die geräumigen breiten Loggien werden von den Bewohnern als luftiger Aufenthaltsraum geschätzt. In den Stiegenhaus- und Gangbereichen konnte das rigorose Farb- und Formkonzept, das sich an der Fassade in den Farben und der Strenge einer Klaviertastatur abbildet, durchgehalten werden. Gut gelöst ist die natürliche Belichtung der Gänge: An den Enden sind Segmente des Bodens jeweils aus Gitterrosten ausgeführt, die das durch die Fenster einfallende Tageslicht in die Tiefe verteilen.
Ein klares Konzept ohne Schnickschnack, das hinter den Wohnungstüren individuelle Lösungen zulässt, und gleichzeitig in seiner Gesamtheit und Wirkung nach außen von einer besonders für den Sozialen Wohnbau erstaunlichen Sorgfalt ist.
Ein Industriedenkmal aus dem 19. Jahrhundert und monumentales Wahrzeichen der Stadt erhält in Kombination mit moderner Stahl- und Glasarchitektur eine neue Bedeutung. Um den Genius des Ortes zu wahren, wurde eine möglichst filigrane Bebauung in Form von einzelnen Türmen integriert.
Zur Architektur
Die damit erzielten Effekte der Lichtdurchdringung sowie der über die Turmzwischenräume gewährte Sichtbezug zwischen zentralem Innenhof und Aussenraum schaffen eine Synergie zwischen dem schweren Mauerwerk und den neuen leichten Elementen.
Der Innenraum öffnet sich nach oben zum Licht, zum Himmels und seitlich über die Turmzwischenräume zu den Öffnungen in der bestehenden Ziegelfassade. Der Lauf der Sonne und die unterschiedlich ausgebildeten, spiegelnden Fassaden- und Glasoberflächen bestimmen die verschiedenen Lichtsituationen dieses Innenraums.
128 Wohnungen in 9 konzentrisch angeordneten Türmen ca. 8.100 m2 Büroräume in der Sockelzone der Türme ca. 5.600 m2 3 Mallebenen im Sockelbereich des Gasometers ca. 7.000 m2