Im Bereich zwischen Quellenviertel und Seestadtareal sowie dem Weiherviertrel treffen zwei Gebäudetypologien aufeinander. Einerseits endet im Osten die geschlossene Bebauung der Innenstadt, andererseits dringt von Süden her eine heterogene, engmaschige Bebauung in Richtung des neuen Quartiers. Von Süden – vom Berg her – fallen die Grünräume zwischen dem lockeren Bestand in Richtung See. Nur die beiden Verkehrsbänder der Bundesstraße und der Bahn stören diesen Fluss. Die bestehenden Gebäude entlang dieses Abschnitts – vom neuen Bahnhofsplatz bis zur Einmündung in das Quellenviertel weisen im Mittel eine Straßen begleitende Länge von ca. 35 Metern auf. Für das neue Viertel – der Bregenzer Meile – bildet diese städtebauliche Maßstäblichkeit den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung. Entlang der L 202 werden vier Gebäude mit großzügigen Grünzwischenräumen ähnlich den gegenüberliegenden Einzelbauten einer Perlenkette gleich aufgefädelt. Sie endet in einem höheren Gebäude am Bahnhofsplatz. Die Bereiche zwischen diesen vier- bis fünfgeschossigen Gebäuden sind eingeschossig mit Einzelhandelsflächen bebaut und weichen unterschiedlich von der Vorderkante der neuen Solitäre zurück. Am Bahnhofsplatz nimmt das einzige höhere Gebäude (30 Meter) den Eckbereich zwischen Platz und Landesstraße ein. Der ”Bahnhofsturm” ist integraler Bestandteil der Platzwände, der Gesamtbebauung und sichtbares Zeichen nach außen. Anstelle eines bespielten Vorraums entsteht ein übersichtlicher, urbaner Platz der Mobilität, des Wechsels und des Austausches.
Im nördlichen Bereich schließt ein freistehendes Dienstleistungsgebäude mit einem kleinen Servicecenter der Bahn diesen Raum. Zwischen diesem und dem neuen Viertel endet die Erschließungsbrücke der Bahn mittig vor dem Platz. Die neuen Gebäude folgen dem Prinzip des gedachten Cluster. Es werden hier die Elemente der innerstädtischen Blockrandbebauung genauso aufgenommen, wie die Anordnung der Einzelbaukörper des ehemaligen Vorstadtviertels der Quellenstraße. Der städtebaulichen äußeren Durchlässigkeit steht dieselbe innere Durchlässigkeit gegenüber. Nach dem Prinzip des Moduls werden Räume miteinander verknüpft, Höfe gebildet, Blickachsen freigegeben und eine Vielzahl von unterschiedlichen Wohnungen in einem Gebäude, einem Cluster angeboten. Im Erdgeschoßbereich bilden die zurückweichenden Räume Nischen und kleine Plätze für den Einzelhandel, die mit den Grünräumen der Clusterzwischenräume verwoben sind. Am Bahnhof selbst liegen zentral die Eingänge zu den Einzelhandelsflächen sowie zu den Räumen des höheren Bürogebäudes. Die große Terrasse des Cafés im ersten Obergeschoss nach Südwesten ist mit einer kleinen mall und den Eingangsbereichen der anderen Handelsflächen verbunden. Die Unverwechselbarkeit des neuen Quartiers entsteht durch Vielschichtigkeit und einer erlaubten Individualität, der ein klares stadträumliches, durchgrüntes und dem Ort entsprechendes Konzept zugrunde liegt und das Antworten auf die neue Mobilität aufzeigt.
Das Umland der Landeshauptstadt Bregenz wird durch drei Hauptverkehrsstrassen mit dem Zentrum verbunden – eine davon ist die Arlbergstrasse. Sie steigt von Süden her an und überquert einen cirka 30 Meter hohen Geländerücken und fällt dann wieder ab ins Zentrum. Die Kuppe dieser Wölbung liegt beinahe im geographischen Zentrum von Bregenz. In ”zweiter Reihe” im Osten fällt dieser Rücken als breiter stadträumlich prägender Grünzug in die Ebene des Stadtteils ”Feldmoos”. Die obere Geländekante im Norden wird durch drei als Solitäre wahrnehmbare Gebäude mit hoher Durchlässigkeit wahrgenommen. Der bestehende Grünzug wird entwurfsbestimmend in gleicher Breite bis zur Feldmoosgasse fortgeführt. Entlang der Hangkante entwickelt sich ein selbstbewusstes, eigenständiges, städtebauliches Ensemble, das sich mit fünf Punktbaukörpern nahtlos in die vorgefundene bauliche Struktur einfügt. Die Staffelung der Baukörper von sechs auf vier Geschosse reagiert hier bewusst auf die kleinkörnige Struktur des Feldmooses. Das gesamte Grundstück wird fußläufig über die Feldmoosgasse erschlossen und ist im mittleren Teil an die Arlbergstraße zum ÖPNV und im Osten an den neuen Fußweg zum Zentrum an der Geländesohle verbunden.
Ein abwechslungsreicher Weg mit ständigem Blickkontakt zum Pfänderstock und den Grünräumen eines ”Stadtrands” zeichnen die Übergänge von Gebäude und Freiflächen. Die Erschließung für den Pkw Verkehr erfolgt unterirdisch.
Gebäudesystematik-Konstruktion
Die fünf Gebäude sind in ihrer Höhe gestaffelt, aber in ihrer Systematik ähnlich. Um einen zentralen Erschließungskern sind maximal drei Wohnungen pro Geschoss organisiert. Alle Wohnungen sind nach zwei oder mehr Himmelsrichtungen orientiert und besitzen großzügige Freiräume. Erschließungskern und Außenfassade bilden das statische Grundgerüst – der Raum dazwischen lässt sich nach Bedarf ”füllen”. So sind unterschiedlichste Grundrissvarianten möglich. Die bandartige, verlaufende Struktur der Fassaden im Wechsel von Holz und Glas gibt den Gebäuden aus der Ferne die notwendige städtebauliche Verankerung im Grünraum und aus der Nähe einen mondänen und eleganten Charakter.
Das neue Gebäude ”Betreubares Wohnen” Mäder reiht sich städtebaulich nahtlos in den Duktus der leicht von der Mäderer Straße zurückgesetzten Einzelbaukörper ein. Durch die präzise Setzung des quadratischen Baukörpers am Grundstück wird der Blick auf den J.J. Endersaal von der L 58 ebenso erhalten wie die Sichtbeziehung zur Pfarrkirche Hl. Apostel Bartholomäus. Mit dem neuen Solitär und dem verkehrsberuhigten Schlößleweg wird die Bedeutung des ortsräumlichen Umfelds gestärkt. Der öffentlicher Raum spannt sich nun beginnend von der Landesstrasse L 58 über den neuen Vorplatz des Hauses ”Betreubares Wohnen” zum autofreien J.J. Ender Platz und knüpft fußläufig an das Wegenetz des Schulzentrums Mäder an. Durch eine großzügige zweigeschossige Öffnung im Westen wird der Eingang in das dreigeschossige Gebäude markiert. Von hier dringt Natur und Sonne tief ins Innere des Gebäudes und trifft dort mit dem Licht, das über die Öffnung des zentralen Erschließungsbereichs einströmt, zusammen. Im Erdgeschoß befinden sich zum öffentlichen Raum hin nach Westen die Apotheke und das Cafe. Gegenüber diesen Entrichtungen liegt in zentraler, geschützter Lage der Kleinkinderspielplatz. Im intimeren, östlichen Bereich sind der Arzt, der Krankenpflegeverein und der Mohi untergebracht.
Mit guten Blickbeziehungen untereinander reihen sich im ersten Obergeschoß die beiden Wohngemeinschaften, der Gemeinschaftsraum und der Gymnastikraum um das mittige Oberlicht. Die zehn Wohnungen im zweiten Obergeschoß folgen ebenfalls diesem Prinzip. Im Untergeschoß befinden sich die Nebenräume und 16 PKW Einstellplätze. Die Einfahrt zur Tiefgarage ist im Kreuzungsbereich Schlößleweg – L58 so positioniert, daß eine Erweiterung der Garage unter dem J.J. Ender Platz um 30 PKW Einstellplätze möglich ist. Durch die kompakte Gebäudeform ohne Vor- und Rücksprünge und der Kombination von geringer Gebäudehülle und intelligenter Lüftungsanlage läßt sich dieses Gebäude problemlos in Passivhausqualität errichten. Die innerer klassische Stahlbetonskeletbauweise, der steife Stiegenhauskern und die vorgefertigten Außenwandelemente in Holzleicht-Bauweise unterstützen diese Absicht. Die hinterlüftete stehende Außenschalung wird nachhaltig aus Rift- und Halbriftbretern der unbehandelten Weißtanne gebildet. Die in hohem Maß vorgefertigten geschoßhohen Außenwandelemente mit integrierten Passivhausfenstern ermöglichen eine schnelle Montage und eine kurze Bauzeit.
Das vorliegende Konzept gliedert das aus dem Raumprogramm entwickelte Gebäudeensemble in drei leicht unterschiedliche Baukörper mit divergierenden Nutzungen. Entsprechend dieser divergierenden Nutzungsansprüche gestalten sich unterschiedliche Außenraumbeziehungen und damit auch unterschiedliche Außenraumqualitäten. Diese drei, in ihrer räumlichen Erscheinung, scharfkantig geschnittenen Baukörper, sind in ihrer Grundrissstruktur leicht gegeneinander versetzt und in ihrer Höhenentwicklung jeweils mit dem Hang ansteigend, um ein Geschoss abgesetzt.
Funktionen
Folgende Nutzungen sind in den einzelnen Gebäudevolumen untergebracht
Der gesamte Gebäudekomplex ist über alle Geschosse durch eine RUE CORRIDOR miteinander verbunden. Ausgangspunkt ist das Erdgeschoss des mittleren Gebäudevolumens in dem die Empfangshalle situiert ist. Von hier aus verteilen sich die Nutzer entsprechend ihren Ansprüchen über diese interne Erschließungsachse zu den jeweiligen Funktionen. Durch die Situierung der Empfangshalle sowie der Nutzungen mit Öffentlichkeitsanspruch im mittleren Gebäudevolumen entstehen für alle Nutzer der Anlage verträglich lange Wege.
Durch das Abrücken der Empfangshalle von der Strasse entsteht ein Vorplatz mit Vor- und Wegfahrqualitäten. Im weiteren wird als Distanzhalter zur Strasse eine Vertiefung im Platz, im Sommer als Brunnen und im Winter als Kindereislaufplatz nutzbar, eingebracht.
Architektur
Die drei scharfkantig geschnittenen Baukörper stehen entsprechend dem Terrain auf einem massiven Betonsockel. Die Oberflächenqualität des Betons entspricht dem für diese klimatischen Bedingungen üblichen Standart. Das Erscheinungsbild des gesamten Ensembles wird geprägt durch eine hinterlüftete, stehende Außenschalung aus Rift- und Halbriftbrettern aus unbehandelten heimischen Hölzern. Die Außenwandelemente sind in Holz Leichtbau ausgebildet.
Umgebungsgestaltung
Um die gesamte Anlage in ihrer Erscheinung und Lesbarkeit zu einem Teil der Umgebung werden zu lassen wird mit dem Material des Sockels (Beton brut) auf das Gelände entlang der Strasse durch eine markante Sockelzone und am Hang mit entsprechend maßstäblich ausgebildeten Terrassenelementen reagiert.
Resumee
Das Projekt bildet ein Gebäudeensemble, das durch seine Architektur und seinen urbanen Maßstab einen Ort von hoher Identität und Wahrnehmung entwickelt. Die Anordnung der verschiedenen Funktionen ist so gewählt, dass die Potentiale der jeweiligen Situationen immer als erlebbare Qualität spürbar sind.
Entlang der sogenannten „Achschiene” reihen sich einer Perlenkette gleich mehrere öffentliche Bauten und Anlagen aneinander und bilden einen Übergangsraum zwischen dem markanten, die Dornbirner Ach begleitenden Gehölzstreifen und dem angrenzenden Stadtraum. Das Planungsgebiet grenzt unmittelbar an die Rad- und Fußgeherachse entlang der Dornbirner Ach einerseits und ist andererseits durch die Bahnhaltestelle im Süden hervorragend an den öffentlichen Verkehr angebunden Zudem verbindet eine Fußgeher- und Fahrradbrücke in diesem Bereich die beiden Quartiere ”Rohrbach” und ”Schoren”. In diese städtebauliche Kette wird das neue Pflegeheim Birkenwiese als weiteres Glied behutsam eingefügt. Es markiert mit dem Gebäude Seniorenhaus Birkenwiese und dem Haus der Vorarlberger Lebenshilfe einen zusammenhängenden, kommunikativen Freibereich an dem die Eingänge liegen. Durch diese Abfolge entsteht ein öffentlicher durchgrünter Park, der ortsräumliche Bezüge herstellt. Zwei großzügige, tief ins Gebäude reichende Öffnungen prägen die Struktur des viergeschossigen Gebäudes. Diese Aufweitungen machen das Gebäude nach außen hin lesbar und lassen Natur und Licht tief ins Innere des Heimes drängen. Während bei der einen der Außenbezug mit der neuen Landschaft des gemeinsamen Gartens im Westen verschmilz umarmt die andere den östlichen Grünraum der strukturgebenden Dornbirner Ach. Der Vorplatz fließt, von einem Brunnen begleitet, zwischen Kapelle und Cafe ins Innere zum zentralen Foyer und gibt den Blick frei auf die Gehölze des östlichen Einschnitts des Gebäudes. Um dieses reihen sich im Nord-Westen die Verwaltung mit der Anlieferung und im Süd-Osten die ”Erinnerungsstation” mit einem intimen, vorgelagerten Bewegungsbereich im Freien.
Der Entwurf der Wohngruppen folgt im wesentlichen dem Wunsch des Dementen nach Licht, Orientierbarkeit und Abwechslung. Die Erschließung der Pflegestation erfolgt zentral. Man betritt ein kommunikatives, lichtdurchflutetes Raumkontinuum mit zahlreichen Ausblicken und Querverbindungen in dessen Verlängerung im Nord-Westen und im Süd-Osten das ”Stüble” liegt. Zentral liegt auch der Pflegestützpunkt mit den dienenden Räumen. Von hier aus läßt sich der gemeinsam genutzte Raum durch zwei mobile Raumteiler an die unterschiedlichsten Bedürfnisse im Tagesablauf anpassen. Ähnlich einem Möbel sind diese Zonen flexibel, sollen Anpassungen und Mehrfachnutzungen zulassen ohne die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer zu beeinträchtigen. Über die beiden ins Gebäude reichende Öffnungen wird der eigenständige Charakter der Gruppen, trotz Blickkontakt zum Nachbarn zusätzlich verstärkt. Die äußere Hülle wird von der Farbe des Sichtbetons und von der Struktur der vorgefertigten Holzelemente geprägt. Die inneren, warmen, haptische Materialien korrespondieren mit den äußeren. Durch die kompakte Gebäudeform ohne Vor- und Rücksprünge und der Kombination von geringer Gebäudehülle und intelligenter Lüftungsanlage läßt sich dieses Gebäude problemlos in Passivhausqualität errichten. Die innere klassische Stahlbetonskeletbauweise und die vorgefertigten Außenwandelemente in Holzleichtbauweise unterstützen diese Absicht. Die hinterlüftete stehende Außenschalung wird nachhaltig aus Rift- und Halbriftbretern der unbehandelten Weißtanne gebildet. Die in hohem Maß vorgefertigten geschoßhohen Außenwandelemente mit integrierten Passivhaus-fenstern ermöglichen eine schnelle Montage und eine kurze Bauzeit.