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Wtb-Jahr: 2018

Passivhauswohnanlage d’Sidlig Nenzing

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dorner matt Sidlig Nenzing Visualisierung

Siedlung

Die Siedlung ist ein städtebauliches Kind der Industrialisierung und wurde zu großen Teilen aus den Idealen der Gartenstadtbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelt. Nach den ersten Arbeitersiedlungen in der Zwischenkriegszeit erfuhr die Siedlung in den Tallandschaften von Vorarlberg durch Arbeitsmigration ihre Prägung. In fast allen größeren Gemeinden entstanden die städtebaulich anschaulichen „Südtirolersiedlungen“. Identität stiftende Bauten und Wiedererkennbarkeit bildeten hier einen wesentlichen Anteil der Integration. Neben der kompakten, vielfältigen Wohnlichkeit sind die gemeinsamen Freiflächen und Nutzergärten zentraler Ort der Kommunikation.

„d’Sidlig“

Diese Form der Allmende, die klare Struktur der Siedlung und der innere Reichtum an abwechslungsreichen Wohnformen ist auch hier Basis für die Vielfältigkeit und Lebendigkeit in der neuen „Sidlig“.

Dabei verdichten sich zehn winkelförmige Gebäude zu fünf kompakten Duplexeinheiten, die mäandrierend und diagonal zueinander versetzt eine Vielzahl an gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen erzeugen. Breite rurale Bänder an den Längsseiten verbinden diese Landschaften mit den umgebenden Gärten des benachbarten Bestandes. Die Porosität dieser urban – dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung und greift weit in den umgebenden Siedlungsraum. Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohem Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation.

Öffentlichkeit

Eine pluralistische Öffentlichkeit bedeutet nicht zu wissen was alle wollen. Von dem kleinen neuen Sidlig´s – Platz, einem Dorfanger mit einem ”Coffeeshop” Laden und Guest House im südlichen Bereich nahe des Bahnhofs entwickelt sich ”D`SIDLIG” entlang des neuen Illwegs und weitet sich fünfmal zu den großzügigen, halböffentlichen Vorbereichen der Duplexgebäude mit zirka 20 Wohnungen auf. Diese kommunikativen Vorzonen mit eigenem Hausbaum schließen unmittelbar an einen großen überdachten Allmenderaum an, ein noch ”leerer Raum”, der nicht nur als Unterstellplatz für Fahrräder dienen soll, sondern vielmehr durch die Bewohner selbst als Arbeits-, Werk- oder anderem Raum erobert werden soll und sich gleichzeitig in die gemeinsamen Außenräume erweitern lässt.

Diversität

Diversität entsteht durch innere Varianz nicht durch formale Vielfalt. An den halböffentlichen Vorplatz, einem Vorgarten gleich, schließt schwellenlos ein semiprivater Bereich an – ein durchlässiger Holzsteg über drei Geschosse mit Aufenthalts- und Abstellbereichen, der hier bewusst ihm zugeteilten Aufgabe der reinen Erschließung verlässt und sich nutzungsübergreifend der Kommunikation, dem Austausch und der sozialen Kontrolle öffnet. Dahinter verbirgt sich das Private. Dieses Eigene entwickelt sich aus einem Modul heraus, das sich mehrfach – nicht nur zweidimensional – erweitern bzw. erwerben lässt. Die kleinste Einheit besteht aus einem Appartement mit zwei Modulen, die sich je nach Wunsch, Bedarf oder Budget um ein, zwei oder mehrere Module erweitern lässt. Dabei überlagern sich Reihenhäuser, Split-Level Wohnungen, Geschosswohnungen und zweigeschossige Lufträume in einem nahezu spielerischen und variablen Prinzip zu einer diversen Gemeinsamkeit.

Materialität Harte Schale – weicher Kern

Während die Bretter nach Außen den Abdruck auf der Betonschalung hinterlassen und der Öffentlichkeit mit Robustheit trotzen, sind sie im inneren, halbprivaten Bereich der kommunikativen Erschließungszone eine haptisch intimere Erfahrung.

Freiraumkonzept

Biodiversität und klar ablesbare öffentliche, halböffentliche und private Bereiche schaffen die Identität D`Siedlig Nenzing.

Naturraum

Die Siedlung bildet ein Gelenk, bei dem sich die Naturräume – die dörfliche Kulturlandschaft und die Aulandschaft der Ill – begegnen und sich verschränken. Die dörfliche Kulturlandschaft – Grünes Band aus Wildobst – ein unterschiedlich dichter Gürtel aus wildem Obst – Haselnuss, Holunder, Kornelkirsche, Schlehdorn, Himbeeren, Erdbeeren und diverse Kräuter – erstreckt sich entlang der westlichen Grundgrenze. Die Illau-Landschaft – ein grünes Band aus Augehölzen und Hochstaudenflur – an der östlichen Grundgrenze, es ist ein breites Band aus verschiedenen Weidenarten, Hartriegel, Schneeball, Gräser, Stauden, Farne, die eine lange Mulde für die Dachwasserretention einschließen. Beide grünen Bänder werden mit schmalen wassergebunden Fußwegen erschlossen und mit der Siedlung und dem Quartier vernetzt.

Erschliessung

Ein öffentlicher  Weg als Begegnungsraum, Fuß- Rad- und Spielweg vernetzt das Quartier mit der Illstraße und über den öffentlichen Platz mit der Nagrandstraße. Der öffentliche, gepflasterte Weg verzahnt sich mit dem angrenzenden Grünraum und über die halböffentlichen Eingangshöfe mit den Wohnhäusern.

Die Bebauung selbst ermöglicht eine Durchwegung zu den zwei, an den Grundgrenzen, parallel geführten, wassergebundenen Fußwegen. Diese sind in eine attraktive Vegetation eingebettet und verknüpfen sich mit den zukünftigen öffentlichen Wegen.

Raumabfolgen Öffentlicher Platz

Der Sidlig´s – Platz, ist das Bindeglied zwischen der Siedlung und dem öffentlichen Raum. Mit dem Café, das sich über den befestigten abgetreppten Platz zum grünen Platz ausdehnt entsteht ein vielseitig bespielbarer öffentlicher Freiraum. Der solitär stehende Spitzahorn ladet zum Verweilen und das Element Wasser, in Form eines einfachen Brunnens, zum Spielen ein. Gleichzeitig dient der Platz auch als Mobilitätspunkt mit den Parkflächen für Carsharing und der Bushaltestelle, in unmittelbarer Nähe zur Bahnstation.

Gartenhöfe

Im Übergangsbereich zum öffentlichen Erschließungsweg bilden kleine kommunikative Zonen die Möglichkeit zum ungezwungenen Kontakt. Jeder Hof hat seinen eigenen Hausbaum, ein mehrstämmiges Gehölz mit einer umlaufenden Sitzbank.

Obstbaumgarten

Hochstammobstbäume sind charakteristisch für das Ortsbild von Nenzing, alte Kern- und Steinobst-Sorten werden gepflanzt und als Allmende von den BewohnerInnen gepflegt und genutzt.

Gemeinschaftsgarten

Der Nutzgarten ermöglicht das sich „Erden“, das Anpflanzen von Gemüse, Kräuter und Blumen. Ein geschlagener Brunnen versorgt den Garten mit Wasser. Einer der Gemeinschaftsräume könnte als Grünwerkstatt genutzt werden. Der großzügige Sitzplatz unter dem Nussbaum ladet zum Verweilen und Feiern ein.

Spiellandschaft

Der gesamte Freiraum ist bespielbar. Der öffentliche Weg als Bewegungsband, die Retentionsmulde mit den Auwaldgewächsen als Experimentierfeld, das Schaukeln zwischen den Obstbäumen, das Spielen mit dem Wasser am öffentlichen Platz, ….  Darüber hinaus bildet ein großer Hügel und ein großzügige Sand- und Kiesmulde eine vielfältig nutzbare Spiellandschaft.

Dachlandschaft – Erschliessung

Ein öffentlicher  Weg als Begegnungsraum, Fuß- Rad- und Spielweg vernetzt das Quartier mit der Illstraße und über den öffentlichen Platz mit der Nagrandstraße. Der öffentliche, gepflasterte Weg verzahnt sich mit dem angrenzenden Grünraum und über die halböffentlichen Eingangshöfe mit den Wohnhäusern. Die Bebauung selbst ermöglicht eine Durchwegung zu den zwei, an den Grundgrenzen, parallel geführten, wassergebundenen Fußwegen. Diese sind in eine attraktive Vegetation eingebettet und verknüpfen sich mit den zukünftigen öffentlichen Wegen.

aus dem Jurybericht

„…

Die neue Siedlung besteht aus zehn winkelförmigen Gebäuden, welche zu fünf Duplex- einheiten verdichtet wurden. Mäandrierend und diagonal zueinander versetzt lassen die Siedlungsbauten eine große Anzahl an unterschiedlichsten gut mit der Umgebung vernetzten Außenräumen entstehen. Breite rurale Bänder an den Längsseiten verbinden diese Land- schaften mit den umgebenden Gärten der Nachbarschaft. Die Hauptdurchwegung der Siedlung erfolgt mittels einer zentralen Nord- Südachse, von welcher aus die Einzelbauten über die Kommunikationszonen von halboffenen Hofbereichen mit eigenem Hausbaum und angegliederten Gemeinschaftsbereichen erschlossen werden. Im Anschluss an den Hofbereich folgt ein semiprivater Bereich, der bewusst die Aufgabe der reinen Erschließung verlässt. Gut belichtet öffnet er sich nutzungsübergreifend dem Aufenthalt, der Kommunika- tion, dem Austausch und der sozialen Kontrolle. In der letzten Abstufung zwischen öffentlich und privat  folgt der jeweils individuelle Wohnbereich mit modulartig organisierten Einheiten, die eine sehr große Variabilität, Varianz und Wohnungsvielfalt mit teilweise mehrgeschossigen Einheiten bzw. überhohen Wohnbereichen aufweisen. Der Quartiersplatz mit Coffee/Guest- house im südöstlichen Bereich des Grundstückes wird gut ins Struktursystem integriert und an richtiger Stelle in Zusammenhang mit der Anbindung an den Bahnhof situiert. Der Übergang vom Platz zum Siedlungsfreiraum erfolgt großzügig und gekonnt, die Wirkung ist einladend, offen und spannend.

Das Projekt besticht durch seine grundsätzlich konsequente und innovative Haltung. Es entwickelt über seine stimmigen ortsbaulichen Themen samt gut proportionierten Freiräumen mit abwechslungsreicher Bepflanzung sowie durch schwellenlose Übergänge zwischen öffentlich und privat einen neuen Siedlungstypus und Siedlungsbegriff, der die bekannten Themen von Siedlungen übernimmt und diese weiterentwickelt ohne sie zu kopieren. Die durchgängige Materialisierung im Wechsel von massiven Bauteilen und Holzelementen sowie die einfache und zurückhaltende Gestaltung ermöglichen neben einer für eine Siedlung wichtigen einheitlichen Sprache ein homogenes Erscheinungsbild und entfalten eine identitätsstiftende Wirkung. Die Art der Baukörperausbildung entwickelt gut proportionierte Fassaden und sympathische Baukörperlängen. Die beiden Freibereiche entlang der Längsseiten sind großzügig gestaltet und inhaltlich überzeugend, sie vernetzen die Grünräume und schaffen eine angenehme und gute Distanz zur bestehenden Nachbar- bebauung. Das freie Baufeld im Nordosten der Siedlung kann in idealer Lage und Ausrichtung durch eine lineare Bebauung mit großen Gartenflächen der Baugruppe ergänzt werden ohne das klare Struktursystem zu stören. Die Tiefgarage wird direkt unter der zentralen Wegachse positioniert und erschließt intelligent auf einfache und logische Weise sämtliche Einheiten. Alle eingetragenen Bepflanzungen sind möglich. Das Projekt verfügt über einen sehr hohen Grünraumanteil mit hohem Potenzial der Einbindung ins größere Landschaftsthema.“

Neubau Kindergarten St. Gebhard Bregenz

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dorner matt Kindergarten St. Gebhard Modellfoto Lage

Ein Ort definiert sich durch seine städtebauliche Beschaffenheit selbst und kann sich daher nur nach innen verfestigen. Die ortsbauliche Disposition des neuen Kindergartens St. Gebhard – eingebettet in ein kommunales Ortsteilzentrum – bildet im Einklang mit der Umgebung eine Analogie zum Bestand. Der Stadtplan, der Schwarzplan, letztlich die ortsräumlichen Bezüge bleiben unberührt. Ebenso unverändert reihen sich Pfarrsaalgebäude, Kirche, Turnhalle und Kindergarten um einen wohl proportionierten Hof, einen geschützten Natur- und Spielgarten für die Kinder, der gut vernetzt an die öffentlichen Räume angebunden ist.

Kirchen- und Pfarrsaaleingang befinden sich ebenso auf dem der Holzackergasse vorgelagerten Platz wie der Zugang des Kindergartens. Das Neugebäude nimmt unbefangen und mit Respekt den architektonischen Ausdruck des Pfarrsaales auf. Mit dem Heranrücken an die Bestandskante im ersten Obergeschoß wird dem Kindergarten und seinem Vorplatz innerhalb dieses markanten städtebaulichen Gefüges ein quartiersräumlicher Kontext hinzugefügt ohne die bestehende Systemik zu konterkarieren.

Ausdruck dieser Aneignung ist auch der nach Außen zum Vorplatz orientierte Bewegungsraum, der mit dem Foyer und dem Multifunktionsraum im Erdgeschoss sowie einer räumlichen Überhöhung sich einladend dem Vorbereich des Horts öffnet. Während sich die beiden leicht angehobenen Gruppencluster im Erdgeschoss über Lufträume mit den oberen vier verbinden öffnen sich die Verwaltung und die Garderoben dem Siedlungsraum.

Die inneren Sichtbeziehungen gehen fließend in die äußeren mit eindringlichem Blick auf die Kirche St. Gebhard über. Eine Nische im Obergeschoss fängt das Geschehen auf dem Vorplatz ein. In seiner gesamten Materialwahl folgt der neue Kindergarten den Gestaltungsprinzipien des Campus Schendlingen – Sichtbeton und Holz dominieren – Kindergarten, Pfarrgebäude und Schule sollen als eine gestalterische Einheit die bauliche Geschichte interpretieren um ein erlebbares Zentrum von hoher Identifikation zu schaffen.

aus dem Jurybericht

„… Das Projekt geht respektvoll und feinfühlig auf die Bedingungen des Ortes ein: der geschützte Gartenhof bleibt erhalten, das eingeschossige Pfarrsaalgebäude erhält eine angemessene Erweiterung. Der neue Kindergarten zeigt sich zur Holzackergasse als schwebender Aufsatz. Ein über das Geviert hinausragendes Vordach bildet den klar definierten neuen Zugang zum Kindergarten. Die Feinfühligkeit der Baukörpergestaltung setzt sich in der Innenraumgestaltung des Kindergartens fort. Die Einheiten mit Gruppenraum, Ausweichraum, Loggia und Nebenräume sind funktional einwandfrei, die Proportion der Räume gut gewählt. Die Lufträume als Lichtspender für die internen Wege schaffen zusätzlich vertikale Verbindungen zwischen den Geschoßen und vor allem Raumerlebnisse mit überraschenden Dimensionen. Aufgrund der herausragenden Qualitäten wird vom Preisgericht das Projekt einstimmig mit dem ersten Rang ausgezeichnet und zur Ausführung empfohlen. …“

Wohnanlage Söflingerstrasse Ulm

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dorner matt Wohnbebauung Soeflingerstrasse Ulm Visualisierung

Südlich der Sölfingerstraße entfaltet sich ein städtebaulich gut strukturiertes Gebiet bis weit über die Wagnerstraße hinaus. Die übergeordnete Charakteristik in diesem Quartier bilden räumlich dichte und Qualität volle vier bis sechsgeschossige Hof- und Halbhofhäusern. Die dadurch entstehenden innen liegenden durchgrünten Privaträume bilden eindrucksvoll einen unmittelbaren und naturnahen Erholungsraum ab, der gleichzeitig unumwunden an das urbane Straßenleben anschließt. Die Höhenentwicklung der Gebäude entlang der Sölfingerstraße zwischen Hindenburgring und Theodor-Heuss-Platz liegt bis auf einzelne Hochpunkte relativ konstant bei vier Geschossen mit zirka 16 Meter Traufhöhe.

Der Entwurf für die Solfingerstraße 120 folgt konsequent diesen umgebenden Mustern. Der sich nach Westen öffnende Semiatriumraum des neuen Baukörpers bezieht seine Analogien klar aus der unmittelbaren Atmosphäre. Der viergeschossige Bauteilflügel an der Solfingerstraße schließt eben mit seinem analogen Gegenüber den Straßenraum um dann an der Ecke Kässbohrer Straße zu einem Hochpunkt mit sechs Geschossen anzuwachsen.

Diese Geste beschreibt mit dem AEG Gebäude einen Merkpunkt in Richtung des nördlich gelegenen Stadtparks – der Blauinsel – und schließt mit dieser Gebäudehöhe – Straßen abgewandt – den halböffentlichen Innenraum im ersten Obergeschoss.

Der urbane Charakter entlang der Straßen mit drei kleinen Gewerbebetrieben und einem Supermarkt, dem ein großzügig überdachter Vorplatz im unmittelbaren Kreuzungsbereich vorgelagert ist, stehen die privateren Bereiche des höher gelegen ruralen Außenraums für die Bewohner, der von 60 Wohnungen umschlossen wird, sowie der nördliche Grünraum gegenüber. Die Tektonik der umschließenden harten Gebäudehüllen und die gestaffelten Geschosse sind eine bewusste Resonanz auf die starken Schallemissionen der Umgebung. Die innere weiche Schalung aus Holz entlang der Hoffassaden folgt ebenso dieser Intention – sie will aber auch durch ihre Oberflächenbeschaffenheit den wohligen und ruhigen Antagonisten zum ”rahmenden Etui” bilden.

Neubau und Adaptierung Sozialzentrum Zell am Ziller

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Das visuelle Bild des Ortes

Sozialzentren und Kapellen sind ähnlich den Schulen, den Rathäusern, den Kirchen, den Friedhöfen Teil eines kollektiven Gedächtnisses einer Gemeinde und bilden einen wesentlichen Teil des sozialhistorischen Verständnisses dieser Gemeinde. Sozialzentren sind aber auch Orte der generationenübergreifenden Begegnung im Inneren ebenso wie in den geteilten Außenräumen. Zell am Ziller besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. DiePorosität dieser urban – dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung.

Der neue sozialkommunale dörfliche Mittelpunkt ist hier, neben den bestehenden kulinarischen und touristischen Ankerpunkten, integrativer Bestandteil dieses fußläufigen Gefüges. Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohen Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation.

Die Neudeutung des öffentlichen Raumes entlang der Spitalgasse stellt starke ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezüge her ohne die Selbständigkeit der einzelnen Nutzungsbereiche selbst zu konterkarieren. Gemeinsam ist ihnen die zentrale Vernetztheit in deren Mittelpunkt die frei gestellte gotische Kapelle des bestehenden Altenheims steht. Diese orträumliche Gliederung im bauliche Gefüge nahe dem Zentrum schafft ein attraktives und übersichtliches Vorfeld, eine Allmende, die rasche, einfache Orientierung und funktionale Zuordnung ebenso schafft wie die notwendige ortsräumliche Prägung.

Das funktionale Bild des Ortes

Das neue Sozialzentrum illustriert mit dem neuen Gebäude für das Betreute Wohnen, der Villa und der Brauerei einen Außenraum, der sich um die Kapelle verdichtet. Der südliche Kinderspielbereich geht variantenreich in einen Duft- und Fruchtgarten mit Hochbeeten über, der von einem Seerosenteich gesäumt wird. Dabei trennt die durchwegte Kapelle die Gemeinschaftsflächen zum Betreuten Wohnen. Auf die befestigten Flächen vor dem Sozialzentrum strömen nach Süden die öffentlichen Nutzungen der Innenräume des Erdgeschosses wie der Mehrzwecksaal, der Hauptzugang, das allen zugängliche Café und die Aufenthaltsbereiche der Tagesbetreuung.

Das simple Bild der Ambivalenz

Einprägsam erheben sich die beiden Terrassen über den neuen Anger und weisen betulich auf den Eingang und die Ankommenden hin. Ebenso eindringlich stehen die beiden dreigeschossigen Patioräume für die Struktur des Hauses und dessen innere Lesbarkeit und Orientierung. Die zweidimensionale Durchlässigkeit der dörflichen Ebene erfährt hier eine weitere räumliche Dimension. Das konsistente Gliederungsprinzip der Grundrisse ordnet die Räume um eine zentrale Erschließungsachse und die beiden Patioräume. Um diese Mitte reihen sich die öffentlichen Nutzungen zum Vorplatz, die Verwaltung nach Westen, die Wäscherei und die Küche zum Rosengartenweg und die Tagesbetreuung in das freie Feld nach Osten.

Selbstbestimmung und Selbständigkeit der Bewohner bildet die Grundlage für die Aufrechterhaltung der Lebensaktivitäten und die existenziellen Erfahrungen des Lebens.

Offenheit, Transparenz, kurze Wege und funktionelle Übersichtlichkeit schaffen zudem Möglichkeitsräume, die Vertrautheit und Entspannung sowie Aktivität und sozialen Kontakt erlauben und die Vielfalt des Zusammenlebens zulassen. Diesem Prinzip folgend sind die vier Wohngruppen etabliert. Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen des Alltagslebens der Betagten sind klarere Strategie ebenso wie Arbeit des Pflegepersonals. Nur die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer bleibt unangetastet. Allein die Anzahl der Zimmer kann entsprechend den Anforderungen an die zu Pflegenden mit einer ”flexiblen” Türe an die Wohngruppe angepasst werden. Die Wohnküchen mit vorgelagerter Terrasse öffnen sich anschaulich zur gotischen Kapelle auf den Vorplatz. Die Wohnstuben positionieren sich an den zweigeschossigen Wintergärten vor den Patioräumen. Aus dieser räumlichen Gliederung ergibt sich eine klare Zuordnung der Zimmer. Es entsteht Orientierung und Adressierung – ”Ich wohne bei der Küche – Ich wohne beim Wintergarten – Ich wohne bei dem Patio … etc.” Die zentrale Mitte versorgt.

Ähnlich umringen die zwanzig betreuten Wohnungen eine durchlichtete Erschließung über vier Geschosse. Die unterirdische Verbindung vernetzt die Wohnungen unmittelbar mit dem gegenüberliegenden Café und den Räumen der Tagesbetreuung.

Das simple Bild der Etappierung

Im Zuge der Neuerrichtung des Sozialzentrums am Gelände des heutigen Parkplatzes und Spielplatzes bleibt das bestehende Heim völlig unberührt und in Betrieb – Umsiedlungen oder Ersatzräume sind nicht notwendig. Nach Fertigstellung des neuen Sozialzentrums und Umzug werden die bestehenden Gebäude bis auf den Osttrakt und die gotische Kapelle abgerissen und der neue Quartiersplatz errichtet sowie die Kapelle saniert. Je nach Finanzgebarung kann der Osttrakt unmittelbar abgerissen oder erneuert oder aber auch temporär teilsaniert weitergeführt werden.

Um den neuen Quartiersplatz möglichst verkehrsfrei zu halten wurde die Ein- und Ausfahrt der eingeschossigen Tiefgarage mit knapp 100 Einstellplätzen unter dem Sozialzentrum an den Rosengartenweg gelegt. Hier wird auch der heutige Parkplatz erschlossen. Ein öffentlicher Aufgang besteht im Bereich der zukünftigen Feuerwand der Brauerei, die temporär auch als Kletterwand verwendet werden kann. Sollte im Bereich der Brauerei eine zusätzliche Garage errichtet werden, kann die zukünftige Ein- und Ausfahrt der beiden Garagen zusammengelegt getrennt geführt werden.

Das haptische Bild der Erscheinung

Das äußere Erscheinungsbild – der architektonische Ausdruck – folgt bei beiden Gebäuden dem distinguierten Vorbild der Residenz. Dadurch soll Zusammenhalt und Verbindlichkeit hergestellt werden. Es sind lesbare Wohngebäude mit ausgeprägtem Massivsockel, die sich gehaltvoll und sinnfällig an der Materialität und Kontinuität des Bauens in den Alpen orientieren. Holz wird hier als warmer, haptischer Korrespondent der Tradition zeitgemäß interpretiert, letztlich um auch hier wieder einen kognitiven Ankerpunkt herzustellen.

Generalsanierung Schulen Hittisau

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Der Fundus

Das bestehende Gebäudeensemble der Schulen Hittisau wurde im Wesentlichen in drei Etappen – den Anforderungen der Zeit entsprechend – immer wieder weitergebaut. Dieses bauliche Potpourri bildet weitgehend keinen räumlichen und inhaltlichen Zusammenhalt ab. Die unterschiedlichsten Höhenlagen im Gebäude tragen ihren Teil dazu bei und verunmöglichen fließende Übergänge in den Freiraum. Auch die derzeitige Lage der nicht normgerechten, bestehende Turnhalle verweigert die notwendige ortsräumliche Beziehung zum Zentrum mit Kirche, Pflegeheim, Gemeindeamt und Dorfplatz. Weder die vorhandene Volumetrie noch die Struktur entsprechen den räumlichen und pädagogischen Anforderungen einer modernen Bildungseinrichtung bzw. den geforderten Flächen des Raumprogramms. Nur durch massive Eingriffe im Bestand und durch Aufstockung könnte diesem Anliegen nachgekommen werden. Im Zusammenhang mit einer ausbedingten energetischen und ökologischen Sanierung sind die finanziellen Aufwendungen bei Umbau bzw. Neubau nahezu deckungsgleich.

Der Dispens

Um den angestrebten wirtschaftlichen Rahmen von 20 MIO nicht über die Maße zu strapazieren erfolgt die Annäherung an das pekuniäre Ziel der Aufgabe auf umgekehrte Weise: In einem kompakten Neubau darf die Kubatur von ca. 33000 m3 des formulierten Raumprogramms nicht überschritten werden um den mittleren Wert von € 600/m3 nicht zu überschreiten!

Die Fluktuation

Diese räumliche Verdichtung im Neubau ist – trotz der wirtschaftlichen Herausforderung – zugleich Ansatz einer atmosphärischen Auflandung des inneren Gefüges wie dorfräumliche und städtebauliche Neuordnung. Durch das Abrücken an die westliche Grenze des Grundstücks bildet das neue Schulhaus mit der Porosität der umgebenden Gebäude wie dem Pflegeheim, dem Gemeindeamt, der Sennerei und dem Frauenmuseum einen gegliederten Freibereich mit unterschiedlichsten Nutzungen. Schulgarten und Brunnen trennen die Pausenbereiche der drei Schultypen, bilden aber auch Vorplatz für außerschulische Veranstaltungen und integrieren mit akzentuiertem Blick das Museum. Diese Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohen Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Generationen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen eine zentrale Allmende, einem kleinen kommunalen Subzentrum, das sich mit dem Dorfplatz und der Kirche verankert. Ein gedeckter Vorbereich bildet den Verteiler für die drei getrennten Eingänge zur PTS, VS und NMS sowie zum Foyer der Aula. Die Raumfolge der Verwaltung, Garderobe und Nachmittagsbetreuung der VS – PTS, die mittige Aula und die Raumfolge der Verwaltung, Garderobe und Nachmittagsbetreuung der NMS umschließen die neue, tiefer liegende Doppelturnhalle.

Hier wird die dörfliche Durchlässigkeit ins Innere getragen, Querblicke erlauben das Geschehen beim Gegenüber zu beobachten und die Lesbarkeit des Hauses wird sichtbar gemacht. An den südlichen und nördlichen Flanken des Gebäudes steigen die Schüler förmlich nach oben in den Ring.

In den beiden darüber liegenden Geschossen umschließt ein teilbarer, flexibler ”Klassenring” eine zentrale innere Mitte, die die Werk- und Kreativräume und zwei Lichthöfe enthalten, die zugleich als Werkhöfe genutzt werden. Dieser nach außen gerichtete und anpassbare Raumgürtel wird nur in den Eckpunkten des Gebäudes durch unterschiedliche Lernlandschaften unterbrochen, die ihrerseits mit den Lichthöfen und Lufträumen der Haupterschließung korrespondieren. Durch diese Anordnung entsteht eine soziale Beweglichkeit der Unterrichts- und Lehrräume – eine innere Mobilität entsteht. So kann Schule auf einem Geschoss ebenso stattfinden wie über zwei Geschosse oder die Räume reihen sich in loser Folge zu einer Patchwork-Schule. Auch lassen sich bei Bedarf Räume oder ganze Klassen von der anderen Schule ”ausleihen ”!

Die modulare Anordnung drückt sich auch in dem zum Teil vorgefertigten statischen Achssystem im Raster 7,90 x 7,90 Meter und dessen Teiler aus. Auch diese Form der Systematik soll die gesuchte Wirtschaftlichkeit und Anpassungsfähigkeit unterstützen. Der bevorzugte Baustoff bleibt Holz in all seinen einfachen Formen der Vorfertigung und der regionalen Wertschöpfung!

Der Epilog

Kinder verbringen einen beträchtlichen Teil ihrer Kindheit in der Schule, sie durchleben in der Schule entscheidende Phasen ihrer Entwicklung. Das dort praktizierte Lernen und Schulleben legt den Grundstein für lebenslanges Lernen, für die Freude am sich Bilden und Weiterbilden sowie für eine aktive Teilnahme an der Gesellschaft und dem Verständnis zur Inklusion. Schulen sind daher heute Arbeits- und Lernlandschaften, Orte der Begegnung, Orte zum Verweilen und sollen vor allem Orte sein, an denen Kinder miteinander wachsen und Gemeinsinn entfalten können. In Bewegungs-, Spiel-, und Erfahrungsräumen lassen sich dann Kreativität und Phantasie entfalten.

aus dem Jurybericht

„… Die Projektverfasser schlagen einen Neubau vor, der durch seine Setzung überzeugende freiräumliche Qualitäten generiert. In einem kompakten Volumen wird das geforderte Raumprogramm in einer offenen und äußerst flexiblen Raumstruktur abgebildet. Diese stößt jedoch auf fundamentale Kritikpunkte aus pädagogischer Sicht und ist daher nicht mehrheitsfähig. Das Projekt stellt aber einen sehr interessanten wie auch wertvollen Beitrag zum Verfahren dar.“

Wohnanlage V188 Brunnenau Lustenau

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dorner matt Wohnanlage Brunnenau Lustenau Modell von Oben

Von der Gegend zum Ort

Ein Ort definiert sich durch seine städtebauliche Beschaffenheit selbst und kann sich daher nur nach innen verfestigen. Die ortsbauliche Disposition der neuen Wohnbebauung Brunnenau in Lustenau schafft einen Raum im Raum, einen wirtlichen Platz in einen städtebaulich aufgezehrten Rahmen. Gleich einem Archipel im urban sprawl – umgeben von einem Konglomerat an Solitären bilden ein drei- und ein viergeschossiger zu einander versetzter Winkel ein Chassis für eine neue Form der regionalen Integration. Die Ränder am Grundstück werden neu gedeutet, das Innere wird in hohem Maß ein wesentlicher Teil der Identifikation, der Kommunikation und der sozialen Kontrolle.

Vom Ort zur institutionellen Struktur

Der halböffentliche Charakter der neuen Mitte verzahnt sich bewusst nur behutsam mit der Vieldeutigkeit der Umgebung und will daher mehr Teil des Gemeinwohls eines neuen Siedlungsfragments sein. Ein kleiner Platz im Westen an der Brunnenau öffnet den Zugang mit Gemeinschafts- und Fahrradräumen in den neuen inneren, ruralen Drehpunkt. Diese Grünfläche ist nicht nur Raum gemeinsamer Interaktion, sondern zentraler Ausgangs- und Kreuzungspunkt für die Erschließung der Wohnungen.

Diese kommunikativen Vorzonen bilden jene semiprivaten Bereichen ab, die sich in den überdachten Erschließungen verdichten, um letztlich in die völlige Privatheit der Wohnungen über zu gehen. Die beide Stiegenhäuser in den Eckpunkten der Häuser erschließen die ca. 45 Wohnungen.

Von der Struktur zum Mehrwert

Neben der Varianz der inneren Konsistenz der Wohnungen und deren Ausrichtung werden die Erschließungsflächen als kompensatorischer funktioneller Mehrwert angeboten. Die Bedeutung dieser Flächen steigt proportional mit der Verringerung der Nutzflächen der Wohnungen, die sich im Lauf der Zeit immer mehr verringert haben. Es werden hier wieder Flächen zurückgegeben die gleich einer Gasse im Dorf einen sozialen Konnex ermöglichen sollen und gemeinsame Verweilräume entstehen lassen. So werden diese Erschließungsflächen neben ihrem gedachten Mehrwert zur letzten noch verbleibenden Gestaltungsfläche für die Bewohner. Das äußere Erscheinungsbild folgt dem Gedanken der kurzen Wege und der heimischen Wertschöpfung und drückt sich in einer reichhaltigen, feinen Tektonik in Holz aus. Die Anzahl der Tiefgaragenplätze deckt sich mit der Anzahl der Wohnungen. Besucherparkplätze befinden sich im Wesentlichen am südwestlichen Appendix des Grundstückzuschnitts.