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Wtb-Kategorie: Büro

Neubau SVS Landesstelle Vorarlberg

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dorner matt SVS Landesstelle Modellfoto

Zur Organisation der Menschen in einer Stadtgesellschaft bedarf es der Aufteilung der Arbeit und der Zuständigkeiten sowie der zweckmäßigen Ordnung des Raums. Ist der Raum verteilt, die Ordnung konzipiert, werden die Lücken zu den Playern im Gefüge. Inhalte, mögliche urbane Interaktionen und Raumaneignungen als auch die Texturen des Raumes und der Gebäude werden zur prägenden Ganzheit. So wie der Flaneur (W. Benjamin) keinem Ziel folgt und sich scheinbar nur für das Belanglose, für die vermeintlichen überschaubaren Abdrücke in der Textur der Stadt und des ihn umgebenden Raumes interessiert so selbstverständlich offenkundig integriert sich das neue Gebäude der SVS in das vorgegebene städtische Schema einer durchlässigen Sequenzierung entlang eines schmalen Tableaus zwischen Bahntrasse und Poststrasse. Als Auftakt und Abschluss dieser seriellen, klaren Anordnung ist der neue Sechsgeschosser mit seinen attraktiven Außenräumen Bestandteil einer veränderten Wahrnehmung des Bahnhofsviertels hin zu einem nachhaltigen, resilienten und ökologischen Hotspot der Mobilität und der Kontingenz an dem sich Dienstleistungszentren und andere analoge Versorgungsstrukturen durchkreuzen. Das neue Gebäude ist aber auch jenes städtebauliche Passstück, das in Höhe und Form an die gegenständlichen baulichen Vorgaben anknüpft und dabei die Freiräume offen legt. Es fasst einen neuen Platz, der dem Neugebäude und dem Eingang das notwendige Vorfeld gibt und verfestigt sich mit seinem zukünftigen Gegenüber zum markanten räumlichen Anker. Die innere organisatorische Logik folgt konsequent den Überlegungen der vorbereiteten Studien. Architektur entsteht durch Raum – Raum entsteht durch Interaktion – Interaktion entsteht durch Kommunikation – Kommunikation entsteht durch räumliche und soziale Porosität. Dem Herzen des Gebäudes sind daher halboffene, zweigeschossige Austausch-Räume (Teeküchen) zugeordnet, die sich einem Mäander gleich versetzt nach oben addieren und die unterschiedlichsten Licht- und Blickbeziehungen innerhalb der Geschosse generieren. Beinahe ringförmig um diese innere Luftigkeit organisiert sich die Bürolandschaft mit dem Rückhalt eines 135 cm Rasters, der aber entsprechend den individuellen Anforderungen der Nutzer auch völlig aufgebrochen werden kann. So sind Zellenstrukturen, halboffenen Bürobereiche oder eine völlig offene Bürolandschaft mögliche Varianten. Der atmosphärischen inneren Praktik und der organisatorischen Klarheit folgend offenbart sich auch die Gestaltung und die technische Reduktion innerhalb dieses Hybridbaus. Der architektonische Ausdruck, die Fassade zieht förmlich an den Zügen vorbei. Die horizontalen Bahnen aus Beton ziehen gleisend nach oben, schützen vor dem Zenitlicht im Sommer, sorgen für die notwendigen solaren Einträge in den Wintermonaten und sind wesentliche Anteil der Optimierung des Energieregimes und der Behaglichkeit. Die haptisch wärmere zweite Schicht der Holzleichtbaukonstruktion reagiert bewusst an die Anforderungen des Komforts und des Schallschutzes ebenso wie die robusten und pflegeleichten Materialen der Innenräume. Der Geh- und Radweg an der Poststrasse, der an das Gebäude angrenzt, wird durch ovalkronige Baumgattungen beschattet. Das grüne Band erfährt einen Unterbruch durch den sich nach außen schiebendem Platz zum Abstellen von Fahrrädern und einer Haltezone.

Über eine lang gezogene Rampe von der Poststraße gelangt man zum Entree, dem grünen Platz. Die Pflanzflächen spielen mit der Topografie und bringen Verdunstungskühle in den Hof. Eine üppige Staudenkombination, Gräser und mehrstämmige blühende kleinkronige Gehölze gestalten den Raum. Die Flächen begrenzenden Sitzelemente schaffen Aufenthaltsqualität am Platz. Sommer- wie Wintergrüne organisch geschnittene Hecken bilden als grünes Rückgrat den Übergang zum Bahnsteig. Im fünften Obergeschoss öffnet sich ein 120 M2 großes luftiges Stadtfenster. Eine mit Blauregen berankte Pergola bildet ein grünes Dach und schafft ein ausgleichendes angenehmes Klima in luftiger Höhe, mit Weitblick auf die Stadtlandschaft. Pflanzgefäße als Sitzmöbel ausgebildet gliedern den Raum. Das Nebengebäude der Tiefgarageneinfahrt des Wirtschaftshofes ist mit Schlingpflanzen berankt, die auch das Dach umfassen. Ein großkroniger Solitärbaum bestimmt den Raum. Ausschließlich die für die Anlieferung erforderlichen Flächen werden befestigt. Alle anderen Flächen sind Wiesenflächen eingeschlossen die Wartungszufahrt die als Schotterrasen ausgebildet.

aus dem Jurybericht

„… Projekt Nummer 9 reagiert auf die stadtseitig grundgelegte Masterplanung (aufgereihte Solitärbaukörper entlang der Bahntrasse) mit einer überaus sorgfältigen Behandlung der Freiräume. Zwischen Poststrasse und Bahnsteig spannt sich ein hochwertig gestalteter Freiraum auf und bildet einen Auftakt und Vorbereich für das gegenständliche Projekt, ist aber auch als städtebauliche Ansage der in Bahnhofsrichtung liegenden Nachfolgebaukörper zu verstehen. Die ostseitig erschlossene Eingangshalle bietet den Besucher*innen und dem Empfang optimalen Überblick und Orientierung. Arzt- und Besprechungsräume, aber auch die Vertikalverbindung für die Bediensteten, sind auf kurzen Wegen erreichbar. Der Aufenthalts- und Wartebereich erweitert sich funktional und visuell zum östlichen Vorbereich, lässt diesen gewissermaßen auch in das Hausinnere wirken. Die attraktive, klare und offene Raumfolge setzt sich auch in der Höhenentwicklung über alle Geschosse fort. Die Regelgeschosse (interne Arbeitsbereiche) zeichnen sich durch räumliche Weite, Übersicht, große Flexibilität und hohe Aufenthalts- und Arbeitsqualität aus. Die Nebenraumzone ist zum weniger attraktiven Norden (Bahnkörper) orientiert. Die vertikal durch die Geschosse mäandrierenden Lufträume sorgen für ungewöhnliche Blickbeziehungen, Querbezüge und Vertikalverbindungen wodurch die Einzelbereiche zu einer gemeinsamen Organisation verbunden werden, die im Dachgeschoss so etwas wie eine Krönung erfährt. Der kompakte, ökonomische Baukörper wird durch einen feinsinnigen Umgang mit den Niveauunterschieden der Umgebung und einer höchst sensiblen Fassadengestaltung der schon sprichwörtlichen Banalität des Würfels entrückt. Alles in allem ist das Projekt ein Beitrag, der die Sinnhaftigkeit des Wettbewerbsverfahrens bestätigt und sowohl für die Auftraggeber- und Belegschaft als auch für die Stadt auf allen Ebenen ein optimales Ergebnis verspricht.“

VLV Zentrale Bregenz

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Östlich des geographischen Zentrums von Bregenz – dem Quellenviertel – verdichtet sich die Stadt zu einer Blockrandbebauung um den Weiherplatz. Markantestes Zeichen dieser geschlossenen Hofbildungen ist die gedrängte und unübersichtliche bauliche Ausnutzung im Inneren. Nur jener halböffentliche Stadtraum, der sich am Rande zwischen St. Anna- und Bahnhofsstraße zu einem Geviert schließt, blieb von gebauten Interventionen im Wesentlichen befreit. Die Traufen folgen hier relativ durchgängig dem viergeschossigen Straßenraum und schließen einprägsam die Ecke zum Bahnhofsplatz mit acht Geschossen. Der Neubau der VLV-Zentrale folgt beständig diesen städtebaulichen Linien und bildet mit dem Gebäude der Bahnhofstrasse 39 ein ganzheitlich erfahrbares Volumen. Das neue winkelförmige Gebäude ist aber auch jenes städtebauliche Passstück, das sich in Höhe und Form an die bestehenden baulichen Grenzen schmiegt und dabei neue Freiräume offen legt. Der Rücksprung im fünften Geschoss macht das benachbarte Welzenbacher Haus im Stadtraum erfahrbarer und zollt diesem denkmalgeschützten Haus den erforderlichen Respekt. Mit der Anpassung der Traufe im achten Obergeschoss entsteht mit dem Nachbarn zum Bahnhofsplatz ein erhabener Schlussstein in diesem Gefüge.

Die Struktur des Gebäudes selbst ist widerspruchslos simpel. An einem kleinen Vorplatz neben dem Jodok Fink Denkmal öffnet sich der Haupteingang, der unmittelbar in ein zum durchgrünten Innenhof offenen Foyer führt. Gegenüber liegt der kleinere Nebeneingang, der vorzugsweise MitarbeiterInnen vorbehalten ist. An der südöstlichen Feuerwand befindet sich mit der Erschließung und den Nebenräumen die gesamte Infrastruktur des Gebäudes. Von hier aus breitet sich je Geschoss ein nahezu offener ebener Raum aus, der durch einen äußeren ”Grid” aus Sichtbeton gehalten wird. Diese offene Sequenz nach oben wird nur durch einen zweigeschossigen Luftraum für ein Besprechungszimmer je Geschoss durchbrochen. Diese räumlichen Erweiterungen durchdringen das Gebäude treppenartig durch die Etagen, um so wieder zu einer vernetzten durchlässigen Einheit zu werden, die vielfältige Sichtbeziehungen nach innen wie nach außen eröffnet.

Die Disposition der Fassade ist auch Ausdruck eines vielseitig möglichen Büroclustertyps. Von den geschlossenen 15 m2 – Kapseln bis zum völlig offenen Büro lassen sich die verschiedensten Modelle einer Bürolandschaft implementieren. Ein klar strukturiertes System bildet so die durchgängige Basis für eine zukünftige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Der Gebäuderücksprung im fünften Obergeschoss ist nicht nur der städtebaulichen Referenz geschuldet, er ist auch erweiterter Freibereich für den Aufenthaltsraum der MitarbeiterInnen mit eindringlichem Blick auf das Zentrum, den See und den Hausberg.

Im erhöhten obersten Geschoss sitzt losgelöst von der äußeren Hülle der dreiteilige Sitzungs- und Multifunktionssaal, umspült von einem umlaufenden Foyer. Gleichsam einer Krone in einer Vitrine schließt dieses räumliche Angebot den Hochpunkt des neuen Gebäudes. Dem Baulichen steht das Rurale im Innenhof ohne jede antagonistische Absicht gegenüber. Durch Freihalten und ”Entkernen” der Mitte des Blockrands wird dem Hof reichlich Grün- und Erholungsfläche in unmittelbarer Umgebung zurückgegeben. Dabei sollen Themengärten entstehen, die einen nahen Bezug zu den Nutzungen innerhalb dieses Gevierts haben. Neben einen ”Garten der Kunst” der VLV sollen therapeutische Bereiche für das Ärztezentrum ebenso entstehen wie Sonnendecks, Nutzergärten und gestaltete Freibereiche für die Kinder.

aus dem Jurybericht

„… Das Projekt beantwortet die Herausforderung der Anbindung an zwei in der Höhe unterschiedliche Gebäude durch einen Baukörper, der den Kontext beider Nachbar Gebäude in die Volumetrie einfließen lässt. Die Höhe des Hauses 39 ist Ausgangspunkt, verzahnt sich mit der Höhe des Hauses 31 durch Ausbildung einer fuge in Höhe der Traufe. Diese Verschränkung könnte noch klarer für das neu zu errichtende Gebäude ausgelegt werden, sodass nur die fuge und nicht die abtreppen dem Nachbar Kontext entspricht. Der Zugang zum Bürogebäude liegt schlüssig zur zukünftigen Bebauung „Seestadt“ am Vorplatz und nicht mehr an der Bahnhofstraße. Dieser Zugang offeriert zugleich eine großzügige Verbindung zum Innenhof. In der weiteren Bearbeitung sollte der Eingang zum Gebäude gegenüber der Passage zum Innenhof betont werden. Die Fassade wirkt gelassen unaufgeregt, einer möglichen darin innenwohnenden Monotonie könnte in der weiteren Bearbeitung durch Differenzierungen in der vertikalen Schichtung und Entsprechung der dahinterliegenden speziellen Nutzungen entgegengewirkt werden. Die vertikalen Erschließungen sind an den Rand gedrängt, das schafft dem Bürogebäude die größtmögliche Nutzungsflexibilität. Ein starkes auch im außenauftritt identitätsstiftendes Merkmal sind die kaskadenartig an der Fassade liegenden Besprechungszonen. Das offene raumkontinuum der zweigeschossigen Bereiche schafft eine räumlich spannende Verbindung zwischen den Büroebenen und leitet zudem Tageslicht in die innen Zonen. Diese subtile Orientierungsmöglichkeit in den geschoßebenen und die Verbindung unter diesen ist ein beiläufiger, aber wichtiger Mehrwert. Eine zusätzliche tatsächliche Verbindung durch filigrane Treppen wäre ein großer Nutzungsmehrwert für die Abteilungen. Das Projekt ermöglicht eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten, ein wichtiger Aspekt für zeitgemäße Büro Strukturen.“

Bank für Tirol und Vorarlberg BTV Mitterberg Innsbruck

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dorner matt BTV Mitterberg Innsbruck Visualisierung aussen

Innsbruck Hötting ist im Bereich des unteren Mitterweg von einer sehr heterogenen Bebauung gekennzeichnet. Großvolumige Baukörper, wie die HTL Trenkwaldergasse oder das gegenüberliegende EKZ gehen mit Gebäuden für Kleinbetriebe, ”Wohnblöcken” und Einfamilienhäusern eine disperse stadträumliche Partnerschaft ein. Am Eingang dieses Strips liegt die neue BTV Filiale Mitterweg – eine Verschmelzung zweier Filialen. Der Vielgestaltigkeit der Umgebung wird ein homogener Solitär gegenübergestellt. Das neue BTV-Gebäude präsentiert sich im vorhandenen semi-urbanen Kontext einerseits zurückhaltend, in gewisser Sicht hermetisch. Andererseits gibt das Gebäude klare Signale der Offenheit, der kontrollierten Kommunikation, der präzisen Durchlässigkeit. Der bronzierte viergeschossige Solitär besteht aus zwei übereinandergelegten Quadern. Der Untere scheint mit dem Boden verwurzelt, hier befinden sich die beiden Geschoße der Bank. Der Obere, für Fremdnutzungen vorgesehen und vom Unteren scheinbar gelöst, schiebt sich leicht in Richtung Straßenraum und schafft so eine dosiert spürbare Vorzone. Die Raffinesse des äußeren homogenen Erscheinungsbildes weckt Neugierde und vermittelt die Metapher vom transparenten,”freundlichen Tresor”. Die gekantete, perforierte Aluminiumhülle stülpt sich in Schichten schützend über die beiden Gebäudeteile. Während die gelochten Elemente der fixen Außenwandverkleidung eine Transparenz suggerieren bilden dieselben Elemente einen beweglichen Sicht- und Sonnenschutz in den Bereichen der Verglasungen und Fenster.

Dadurch wird die Schwere tendenziell leicht, die Hermetik wird porös und die Oberfläche gerät in subtile Bewegung. Die innere Schicht tritt nur einmal beim großen Eingangsportal am Mitterweg nach Außen. Nach dem Durchschreiten des Kundenselbstbedienungsbereichs wird man umhüllt von einem hellen, übersichtlichen Großraum, der nur durch leichte Brüstungen und niedrige Möblierungen gegliedert ist. Einzig die beiden, langgezogenen Stufen im Hintergrund schaffen leichte Distanz. Diese feine Strukturierung trennt die eigentliche Schalterzone vom  Kunden- und Beratungsbereich. Die wohnlich anregende Aura des ganzen Raumes wird durch das lebhafte Spiel des Tageslichts, das über die große verglaste Öffnung zur begrünten Patio im Westen und der Öffnung über der Halle hereinflutet erzeugt. Sitzbänke, Sofas, Stehpulte  und die markanten Oberflächen der Robinie verstärken diesen Charakter und zeugen von Solidität. Ist dieser Bereich noch halböffentlich, so steigt man hinter dem ”Akazienvorhang” in die obere, weit privatere Sphäre der BTV –  ohne den Blickkontakt zur Halle zu verlieren. Über die gläserne Fuge zum darüberliegenden Quader dringt Licht tief in die Berater- und Kundenzone dieses Geschosses, das auch direkt von der Tiefgarage erreicht werden kann. Der gesamte Entwurf ist davon geleitet, die BTV mit ihren Dienstleistungen in ein räumliches Gesamtkonzept mit hohem Wiedererkennungsfaktor einzubetten, in der sich die Ambivalenz zwischen Hermetik und Offenheit, Bewahren und Entwickeln entfalten kann.