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Wtb-Kategorie: Öffentlich

Neubau Sozial- und Handelszentrum Wolfurt

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dorner matt Neubau Handelszentrum Wolfurt Modellfoto

Ortsräumliche Disposition und Anbindung

Zur Organisation der Menschen in einer Dorfgesellschaft bedarf es der Aufteilung der Arbeit, des Wohnens und der Zuständigkeiten sowie der zweckmäßigen Ordnung des Raums. Ist der Raum verteilt, die Ordnung konzipiert, werden die Lücken zu den Playern im Gefüge. Inhalte, mögliche urbane Interaktionen und Raumaneignungen als auch die Texturen des Raumes und der Gebäude werden zur prägenden Ganzheit. So wie der Flaneur (W. Benjamin) keinem Ziel folgt und sich scheinbar nur für das Belanglose, für die vermeintlichen überschaubaren Abdrücke in der Textur des Ortes und des ihn umgebenden Raumes interessiert so selbstverständlich offenkundig integriert sich das neue Gebäudeensemble des Sozial- und Handelszentrum Wolfurt in das vorgegebene dorfräumliche, verdichte  Schema einer durchlässigen Sequenzierung um den Kreuzungsbereich der Bütze- und Lauteracher Straße.

Raum entsteht durch Dichte und Atmosphäre. Ohne Ordnung der Massen bleibt die Gegend. Haushälterisch im Umgang mit Grund und Boden konzentrieren sich die Volumen um einen markanten Dorfteilplatz um die zueinander versetzten Zubringer – der Kellhofstraße und der Lauteracher Straße, um dann an den Rändern die rurale Umgebung der nachbarschaftlichen Solitäre einzulassen und die nahe Kirche St. Niklaus im Blickfeld zu wahren. Dabei öffnet ein prägnanter Fünfgeschosser im Kreuzungsbereich mit dem kongruenten Gegenpart des  Rathauses und der gegenüberliegenden Zukunft den südlichen Eintritt. Im Übergang nach Norden formt ein Viergeschosser mit der Bank das nördlichen Entree des neuen dörflichen Zentrums. Die flache Verbindung zwischen den Neubauten ist Teil einer Sequenz von unterschiedlichen, kleinteiligen  Dorfräumen in Inhalt, Funktion und Höhenlage.

Innere Gliederung und Funktion

Das Erdgeschoss

Durch das Ausdrehen der Bebauungskante aus der Straßenachse entstehen nicht nur Identität stiftende räumliche Bezüge, sondern auch ein angenehmer und übersichtlicher Vorbereich entlang einer anregenden Dichte an Angeboten im Erdgeschoss. Beginnend mit Zugang zum betreuten Wohnen, dem Ärztezentrum und Geschäftsflächen im nördlichen Teil geht die neue Flaniermeile  – begleitet von Arkaden – über in eine Reihenfolge von unterschiedlichsten Dienstleistungen (Blumen, Trafik, öffentlicher Aufgang Garage) um in deren Mitte die Eingänge zum Nahversorger und dem Seniorenhaus  aufzunehmen. Das Café – Bistro rankt sich mit großer Übersichtlichkeit ums Kreuzungseck in die Lauteracher Straße.

Im nördlichen Teil befindet sich abseits der L3 die Anlieferung für den Markt ebenso wie die zweispurige Ein- und Ausfahrt der zweigeschossigen Tiefgarage. Die zweite Einfahrt sowie die Anlieferung der Zentralküche erfolgt im westlichen Sockelteil.

Fußläufig wird das gesamte Areal von einem dichten Wegenetz umspült und bildet im Westen einen, ruhigen Dorfteilpark, der im Wesentlichen den Kindern und den Erholung suchenden Mitarbeitern der Umgebung gewidmet ist.

Das Seniorenhaus

Über ein der Öffentlichkeit präsentes Foyer im Erdgeschoss werden die allgemeinen Bereiche des Seniorenhauses im ersten Obergeschoss erreicht, die wie das gesamte Gebäude intensiv mit den anderen Geschossen verbunden sind. In Entreebereich umschließt die Verwaltung, der Mehrzweckraum und die Tagesbetreuung das Foyer mit Café durch die  eindringliche Blicke auf den Platz und die Kirche St. Niklaus. Von hier aus lässt sich auch auf kurzem Wege der angehobene Seniorengarten erreichen, der auch eine direkte naturräumliche Verbindung zum betreuten Wohnen erschließt. Die Hauskrankenpflege sowie Personalräume und dienende Infrastruktur ergänzen synergetisch dieses Geschoss.

Darüber befinden sich die drei selbständigen Wohnbereiche. Jeder Wohnbereich halbiert sich in je dreizehn Zimmer, die sich wiederum den gemeinsamen Allgemeinräumen wie dem Wohnraum, dem   Essraum, der Stube sowie einem Patio zuordnen. Die nach außen gerichtete Privatheit der Zimmer hat ihre Mitte in der Halböffentlichkeit und präsentiert sich mit einer großen Terrasse kommunikativ in die nahe Geschäftigkeit im Dorf.

Das betreute Wohnen und das Dienstleistungszentrum

Gemeinsam mit dem Seniorenhaus bildet das zweite, kleinere  Gebäude den oben erwähnten Seniorengarten, der sich wohlwollend nach Westen in den Park und zum Platzraum  nach Osten öffnet.

Inhaltlich folgt die innere Struktur des bereuten Wohnens der Maßgabe des Seniorenhauses. Auch hier umkreist die Privatheit der nach außen gerichteten Zimmer die gemeinsame Mitte. Die beiden darüberliegenden Geschoße bleiben in ihrer Flexibilität anderen Dienstleistungen offen.

Die Untergeschosse

Neben den erforderlichen Serviceräumen der darüberliegenden Geschosse umfasst die zweigeschossige Tiefgarage ca. 220 Pkw Einstellplätze, die entsprechend einem weiteren Ausbau unter die Landesstrasse noch ergänzt werden können. Die gewünschte Anbindung nach Osten bzw. Westen bleibt möglich. Zusätzliche Fahrradräume ergänzen das Angebot, ebenso der öffentliche Aufgang.

Gefüge und Materalisierung

Dem robusten Gerüst der Gebäude folgend zeigen sich im Erdgeschoss vorwiegend schlichte, solide Materialen wie Beton, Stein und Glas. Die gesamte Struktur der Gebäude ist hybrid. Die haptische Materialität von Holz wird hier als wesentliches Material der Fassade angesehen und gilt auch dem Wohlempfinden im Inneren. Die übersichtlichen und hell beschichteten Untergeschosse werden durch die klare Signaletik und ausdrucksstarke  Lichtführung ergänzt.

Neubau Messehalle 5 Dornbirn

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dorner matt Neubau Messehalle 5 Dornbirn Visualisierung aussen

Die Messehallen Dornbirn mit ihrem unterschiedlichsten wertvollen architektonischen Vokabular setzt entgegen den Konzepten vieler anderer Messestädte auf kein homogenes Erscheinungsbild. Durch Vielfalt und Qualität in der Messelandschaft Dornbirn soll für jede Halle ein gestalterisches Alleinstellungsmerkmal abgebildet werden. Die neue Halle 5 folgt diesen Überlegungen trotz aller Pragmatik einer teilbaren Sporthalle verbunden mit einer Mehrfachnutzung durch die Abbildung eines akkuraten klaren räumlichen Gefüges. Straßen- und Messeseitig brechen die hallenhohen Einschnitte die geforderte Hermetik und bilden deutlich ablesbare Übergangszonen zwischen Innen und Außen. Der über den jeweiligen Eingängen positionierte Gymnastik- bzw. Kraftraum akzentuiert diese Absicht. Die anschließenden Raumfolgen lassen sich durch diese markante Intervention gut erfahren. Atmosphäre, Präzision und Robustheit stehen im Vordergrund. Auf konstruktive Lesbarkeit und Überformung wird zu Gunsten einer unmissverständlichen Sachlichkeit verzichtet.

Identifikation und eine unverwechselbare Präsenz werden allein durch den konsequenten und exakten Einsatz zweier Materialien hergestellt. Sichtbeton und Holz werden hier zu einem den Ansprüchen einer Sport -und Messehalle entsprechendem Profil geformt bzw. zugeschnitten. Das federnde Sperrholz bildet hier den sympathischen Antagonisten zum Weißzement. Räumlichen Stimmungen sind dabei sorgfältig mit Akustik, Widerstandsfähigkeit und Nutzbarkeit abgestimmt.

Die Positionierung der Räume und die Zugänge zur Halle 4 entsprechen exakt den Anforderungen des geforderten Raumprogramms. Die ca. 3,50 Meter hohen Holzfachwerkträger überspannen im Abstand von ca. 5,00 Meter die gesamte Halle. Alle anderen Einbauten bleiben von dieser Konstruktion unberührt. Nur zweimal öffnet sich das Dach wie eine Längsnaht um Licht auf die Galerie, das Foyer und die Wegführung zu den Garderoben gleiten zu lassen.

aus dem Jurybericht

„… Ganz bewusst thematisiert dieses Projekt die sportlichen Inhalte dieser Messehalle, indem sowohl der West- als auch der Osteingang die beiden Sondersporträume Kraft- und Gymnastikraum signalhaft mit den Eingängen verknüpft und damit den geländeprägenden Messehallencharakter positiv kontrastiert. Auch im Inneren wird die Foyerzone anders behandelt als vielen anderen Projekten. Sie wird direkt und offen zu den Spielflächen angeordnet. Leider ist diese Maßnahme die größte funktionale Schwäche des Projektes, weil der direkte Kontakt der elterlichen Begleiter der jungen Kunstturner einem konzentrierten ungestörten Training widersprechen. Eine Abtrennung ist zwar strukturell vorgesehen, schwächt jedoch das Konzept wesentlich, weil diese fast immer geschlossen sein wird. Im galerieartigen Obergeschoss sind „offene“ Umkleiden vorgesehen, was keinesfalls funktionell möglich ist. Deren Erschließung von der Eingangsebene ist sehr gut gelöst. Die übermäßig hohe Kubatur ist ein wesentlicher Schwachpunkt. …“

Ortskernentwichlung Postareal Lech

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dorner matt Ortskernentwicklung Postareal Lech Modell Blick von der Kirche

Die gegenwärtige und historische Dorfstruktur von Lech wird durch den Lech Fluss die weithin sichtbare Kirche St. Nikolaus geprägt und besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser urban – dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der neue kommunale Kern ist hier, neben den bestehenden wirtschaftlichen Zentren, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.

Die beiden neuen Gebäude des Gemeindeamts mit Dorfrezeption und LZTG und des Mehrzweckgebäudes mit Veranstaltungssaal bilden mit der bestehenden Anhöhe der Schule einen Dorfanger, eine Allmende, die mit der Kirche St. Nikolaus ein erlebbares kommunales Zentrum schaffen.

Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohem Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Interessensgruppen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die zentrale Erschließung über den neuen Dorfplatz und die alles umschließende Vernetztheit. Das Zurückweichen des Gemeindeamts schafft nicht nur einen Antagonisten zum ” Rüfi-Platz” sondern vielmehr ein neues kommunal – wirtschaftliches Zentrum, das sich nach der Torsituation beim Hotel Krone – der Ouvertüre zur neuen Öffentlichkeit – zu einem zentralen Empfangsraum für Lech entfaltet.

Beide Gebäude sind aber nicht nur um einem zentralen Außenraum positioniert. Die städtebauliche Anordnung bildet zusätzliche Subräume ab, die sich wiederum in das umliegende, fußläufige Netzwerk nahtlos integrieren. So entstehen zusätzliche eigene Identität stiftende Außenbereiche für die Dorfrezeption, die Shops, die Café- und Clubbingbreiche ebenso wie für die Fluss Bar u.vm.

Im neuen Gebäude des Gemeindeamts schrauben sich die Funktionen der Dorfrezeption, des LZTG und der Gemeindeverwaltung stetig um eine gemeinsam genutzte Mitte nach oben. Zweigeschossige Lufträume an den Fassaden geben die Blicke auf das Tummeln am Schlegelkopf ebenso frei wie auf den neuen Dorfplatz.

Im rechten Winkel zum Gemeindeamt und dem Duktus der Bebauung entlang der Lech folgend reiht sich das neue Kultur- und Wirtschaftsgebäude in die bestehende Struktur ein. Während im Erdgeschoss sich im Wesentlichen die Shoppingflächen und die Gastronomie befinden präsentieren sich im 1. Obergeschoss zum Lech die neuen Büros und zur Lechtalstraße die Musikschule. Hier kann auch von einem kleinen Foyer der Musikprobenraum extern für Veranstaltungen und Vorträge genutzt werden.

Der gesamte Südwestliche Bereich im 2. Obergeschoss ist dem Foyer des Mehrzwecksaales mit eindringlichem Blick auf die Kirche St. Nikolaus, dem Omeshorn und dem Schlegelkopf vorbehalten. Von hieraus lässt sich auch das Treiben auf dem zu Füssen liegenden Dorfplatz, aber auch der andere Zentrumstrubel einfangen. Das gesamte 2. Obergeschoss ist bis auf die Versorgungschiene an der nördlichen Kante zum Oberlechbahn stützenfrei.

Dadurch wird nicht nur eine völlige Flexibilität in der Nutzung garantiert, sondern es lassen sich auch unterschiedlichste Saalszenarien mit gewichtigen Außenraumbezügen herstellen. So lassen sich von der ”Big Party” über das gesamte Geschoss auch zwei oder drei kleinere, gleichzeitige Veranstaltungen mit gemeinsamen Foyer bereitstellen. Die Anger Garage mag ein Relikt der Mobilität des letzten Jahrhunderts sein, ist aber dennoch in ihrer Repräsentanz und in ihrem architektonischen Ausdruck zum öffentlichen Raum wesentlicher Merkpunkt in zentraler Lage im Dorf. Um im neuen Zentrum nicht zusätzlich einen weiteren Verkehrserreger zu erzeugen wird die neue zweigeschossige Garage über die bestehende Angergarage angeschlossen. Dabei wird das Gelände so genutzt, dass die Anbindung unter den Leitungsträgern in der Straße erfolgen kann. Der Basisvorschlag sieht eine Anbindung der neuen Garage im ersten Untergeschoss der Anger Garage vor. Um eventuell rascher zur Umlade Station im Untergeschoss der Oberlechbahn zu gelangen ist auch eine Anbindung über Anger Garage im Erdgeschoss möglich. Dabei folgt eine flache, unterirdische Rampe dem Geländeverlauf der Straße Anger und führt nahezu direkt zum Untergeschoss der Oberlechbahn.

Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit von Gemeindeamt und Mehrzweckgebäude gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Beide neu zu errichtenden Gebäude werden zum Teil in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Im Besonderen soll der neue Mehrzwecksaal in einer sichtbaren Holzkonstruktion erfolgen. Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe sollen eigene Wälder als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.

aus dem Jurybericht

„… Zwei neue, gleichhohe Gebäude bilden mit der bestehenden Anhöhe der Kirche St. Nikolaus einen Dorfanger, welcher einen erlebbaren kommerziellen Knotenpunkt schafft. Die Durchlässigkeit stellt ein übergeordnetes Ordnungsprinzip dar. Die Stellung der beiden Baukörper folgt der Bebauung entlang des Lechs und setzt konsequent die städtebauliche Konsistenz der vorhanden raumbildenden Ordnung fort. Die städtebauliche Anordnung der beiden Baukörper schafft interessante Blickbeziehungen zwischen den Bereichen am Lechufer und einer klaren überzeugenden Vorzone im Bereich der Landestraße. Die einzelnen Funktionsbereiche sind klar ablesbar den Gebäuden zugeordnet. Die im Kulturgebäude angeordnete zweigeschossige Handelsfläche wird kritisch beurteilt und seitens der Jury angeregt, dass der Handel jedenfalls nur im Bereich des Erdgeschosses anzuordnen ist und teilbar sein sollte. Die Zugangssituationen zu den einzelnen Bereichen sind übersichtlich und klar zu den Außenbereichen angeordnet, ebenfalls die positive Verkehrsführung, sowohl für Fußgänger als auch für den motorisierten Verkehr. Die sehr stringente Haltung, sowohl städtebaulich als auch in der Formensprache der Fassade wirkt sehr überzeugend. …“

Neubau Pfarrheim Weiler

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dorner matt Pfarrheim Weiler Modell Blickbeziehung Kirche

Die neugotische Pfarrkirche Weiler geplant von Friedrich von Schmidt im Jahre 1875, der just renovierte Pfarrhof aus dem Jahr 1893 und das neue Pfarrheim bilden metaphorisch eine Trinität in deren Mitte sich angehoben vom Straßenraum ein Freiodeon erhebt, das diese semantischen Pole bindet. Hier an dieser neuen Übersichtlichkeit liegen in gut beobachtbarer Entfernung die Zugänge zu den drei Baulichkeiten. Städtebaulich orientiert sich der Neubau mit seiner erhöhten Eingeschoßigkeit an den Traufen der Straßen begleiten den Bauten, zollt dabei dem Pfarrhaus ”auf seiner Anhöhe” Respekt und lässt der Pfarrkirche ihre gebotene Wirksamkeit. Saal und Foyer des Neugebäudes öffnen sich mit eindringlichem Blick auf den Kirchturm weit in den neuen Platz, geben Orientierung und schaffen Identität. Die Eingeschoßigkeit über Platzniveau ist aber nicht nur der maßhaltigen, ordnenden Geste im Ensemble geschuldet, vielmehr ermöglicht diese Situation eine nahezu immaterielle natürliche Lichtführung im Inneren des Pfarrsaals und zielt auf eine besondere Form der atmosphärischen Dichte. Die über Kreuzliegen den Binder der Decke lassen die Lichtquelle am Zenit nur erahnen, während das große Fenster nach Süden dem Spiel der Sonne zugeordnet ist. Dieses sinnliche Lichtspiel reflektiert die Absicht in diesem Saal liturgische wie profane Veranstaltungen entsprechend den Inhalten inszenieren zu können. Der Saal selbst wird von zwei dienenden Raumsequenzen begleitet. Einerseits versorgt die Cateringküche den Saal, die problemlos auch den Platz für Veranstaltungen bedienen kann, andererseits erreicht man über einen kleinen separaten Eingang im überdachten Vorbereich des Foyers zur Straßenseite den Zugang zum kleineren Mehrzweck- und zum Jugendraum, die beide einem ”Shelter” gleich im Halbgeschoss unter dem Saal ihren Platz finden. Der Jugendraum ist durch eine überdeckte Terrasse ergänzt, die sich nach Osten in den Naturraum öffnet – ein separater Eingang ist möglich. Die einfassende Friedhofsmauer der Pfarrkirche und das architektonische Merkmal des Neubaus in ähnlicher Geste zur Straße bilden jene prägende Silhouette hinter der sich in zweiter Ebene das neue, erhabene spirituelle Zentrum artikuliert. Die Analogie des weißen Betons des Neubaus zur weißen Pfarrkirche ist gewollte Synergie zu dieser erhabenen Platzlücke. Der massive gestalterische Ausdruck folgt einer langen Vorarlberger Bautradition, in der der Gebäude mit Öffentlichkeitscharakter ”in Stein” gemeißelt sind. Das Edle wie Messing und das Profane wie Holz treffen sich im Inneren.

aus dem Jurybericht

„… Der stringente, in Sichtbeton materialisierte, monolithische Baukörper des neuen Pfarrheimes vermag es, sich selbstbewusst und eigenständig, aber keineswegs dominant in das Kirchenensemble einzugliedern und einen großen ortsräumlichen Mehrwert entstehen zu lassen. Seine Positionierung im südwestlichen Bereich des Baugrundstücks lässt einen Platz entstehen, an den auch der Pfarrhof anbindet und der Weg und Blick zur Kirche begleitet. Der neue Platz setzt sich in den anschließenden Raumfolgen des Innenraums (Vorbereich, Foyer, Saal) und ist durch das ganze Gebäude erlebbar. Hierzu können die beiden Wände, die das Foyer vom Außenraum- als auch vom Saal trennen, weggeschoben werden. Der Saal selbst ist, durch seine raffinierte Belichtung über in der Dachkonstruktion eingearbeitete Shedverglasungen, der unmissverständliche Hauptraum und das Herz des Hauses. Der sakrale Habitus dieses Raumes wird im Preisgericht dementsprechend kontrovers diskutiert. Die Bewirtungsräume, sowie die Erschließung des Untergeschoßes sind dem Saal ost- und westseitig vorgelagert und erfahren ebenfalls (jedoch hier ausschließlich) eine Belichtung über Oblichter. Im Untergeschoß sind nordseitig und fensterlos die Nebenräume (Lager, Toiletten, Technik) angeordnet. Der Mehrzweckraum und der Jungendraum sind nach Süden und Osten orientiert. Das Fußbodenniveau liegt deutlich unter dem angrenzenden Gelände. In Verbindung mit den vorgelagerten Auskragungen lassen die tiefen Räume eine eingeschränkte natürliche Belichtung erwarten. Der Zugang zu den im UG angeordneten Funktionsbereichen wird als nicht ideal erachtete und die Wegführung als zu weit und eng kritisiert. Das Projekt wird aufgrund seiner tiefgehenden Auseinandersetzung mit sakralbaulichen Hintergründen und seiner außenräumlichen Qualitäten als wertvoller Beitrag gelobt. Seine äußere Erscheinung, sowie die introvertierte Anmutung seiner Innenräume geben jedoch nicht den erwarteten Charakter des neuen Pfarrheimes Weiler wieder. Die Konstruktionsweise, sowie die bautechnischen Notwendigkeiten zur Realisierung des ambitionierten Belichtungskonzepts lassen das Projekt, besonders im Hinblick auf die beschriebenen Mängel des Untergeschoßes, unwirtschaftlich erscheinen.“

Gemeindebauten Mellau

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dorner matt Gemeindebauten Mellau Modellfoto Ensemble mit Kirche

Die gegenwärtige und historische Dorfstruktur von Mellau besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser urban – dörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der neue kommunale Kern ist hier, neben den bestehenden wirtschaftlichen Zentren, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.

Die beiden neuen Gebäude des Kindergartens und des Mehrzwecksaals bilden mit der bestehenden Volksschule einen Dorfanger, eine Allmende, die mit der Kirche St. Anton und dem Gemeindeamt um die bestehende Dorflinde ein erlebbares kommunales Zentrum schaffen.

Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohem Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Generationen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die zentrale Erschließung über die Allmende und die unterirdische Vernetztheit.

Der zweigeschossige Kindergarten südlich von St. Anton kommuniziert mit der gegenüberliegenden Schule, flankiert vom Mehrzwecksaal. Südlich und östlich formen sich kleinteiligere Außenräume, die vorwiegend dem Kindergarten zugeordnet sind. Im Inneren bildet die zentrale Erschließung mit ”durchgestecktem” Aufenthaltsbereich die zentrale Mitte, um den sich alle Räume gruppieren. Dem Mehrzwecksaal ist ein breites Foyer vorgelagert.

Tief dringt hier Licht und umgebender Naturraum ins Innere und gibt einen erhabene Blick auf den Anger, die Bühne des Dorflebens, frei. Die Erschließung erfolgt Mittig und ist um zwei Stiegenaufgänge an den Ecken des Gebäudes zum Platz ergänzt. Während der eine vorzugsweise den Schülern vorbehalten ist, ist der andere Aufgang von der Tiefgarage mit 45 Einstellplätzen und gleichzeitig Zugang zum Musikproberaum. Über ein kleines Foyer im Untergeschoß öffnet sich die intime Halle der Ton- und Trachtenkünstler. Stimmungsvoll tritt hier über ein breites Band von oben Licht in diesen Raum.

An der westlichen Stirnseite des Mehrzwecksaals folgt als weiteres Glied in der Sequenz der Außenräume ein kleiner Sportplatz. Die Oberflächen des zentralen, halbumschlossenen Angers sind teilversiegelt.

Holzbohlen strukturieren die Betonoberflächen und werden von jahreszeitlich unterschiedlichen gärtnerischen Interventionen abgelöst. Temporäre und kausale Nutzungen sollen reibungslos ineinander übergehen. Die Blumenwiese des Sommers ist der Eislaufplatz des Winters. Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit von Kindergarten und Mehrzwecksaal gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Beide neu zu errichtenden Gebäude werden in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe soll der gemeindeeigene Wald als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.

aus dem Jurybericht

„… Zwei kubische Baukörper fassen in selbstverständlicher Weise in Ergänzung mit der bestehenden Bebauung den neuen Dorfplatz und vervollständigen diesen zu einem Gesamtensemble. Im südlichen Baukörper befinden sich in schöner Abfolge ein zweigeschossiger Aussenbereich, das Foyer mit den notwendigen Vertikalerschliessungen ins UG und der Saal. Im Untergeschoss sind die Saalnebenräume und die Räume des Musikvereins untergebracht. Im östlichen Baukörper ist der Kindergarten situiert. Die gewachsenen Durchwegungen bleiben erhalten. Die funktionalen Zuordnungen überzeugen durchgehend und erfüllen die Vorstellungen der Nutzer in hohem Masse. Die beiden Baukörper sind präzise gesetzt und harmonieren im Massstab mit der umliegenden Bebauung. Die Grösse der Gebäude wird durch die filterhafte Ausbildung der Wand- und Deckenzonen insbesondere im Eingangsbereich zum Saal optisch reduziert und erzeugt atmosphärische Qualitäten. Die Grundrisse sind in allen Geschossen überzeugend in ihrer Klarheit und Orientierbarkeit. Daraus ergeben sich differenzierte Sichtbezüge, Durchblicke und lichtdurchflutete Innenräume. Die unterirdische Erschliessungsachse erfüllt auf einfache Weise die Erschliessung aller Raumbereiche. Hinweise des Preisgerichtes zur Weiterentwicklung des Siegerprojektes: Die in der Wettbewerbsarbeit verschobene Dorflinde ist, wie in der Ausschreibung formuliert, zwingend zu erhalten und die massstäbliche Veränderung des Wettbewerbsgebietes ist unverständlich.“

Dorfhus Düns

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dorner matt Dorfhus Duens Modell

Die gegenwärtige und historisch gewachsene Dorfstruktur von Düns besteht aus einer Vielzahl von gestalterisch unterschiedlichsten gut vernetzten Außenräumen. Die Porosität dieser kleindörflichen Orte entsteht und gewinnt erst durch diese alles überlagernde Verflechtung. Der kommunale Kern um das Dorfhus, das Gemeindeamt, der Volkschule und der einprägsamen Pfarrkirche hl. Antonius Abt mit Friedhof und der Grabstätte Gehm ist hier, neben den umgebenden Walser Paarhöfen, integrativer Bestandteil dieses Gefüges.

Das neue Dorfhus Düns bildet mit diesen bestehenden Gebäuden und den sich in die umgebenden Landschaften öffnenden Rhythmus einen Dorfanger, eine Allmende, die zwischen Kirche und und Dorfhus um den Dorfbrunnen ein erlebbares kommunales Zentrum schafft.

Die Durchlässigkeit ist aber nicht nur Absicht einer dörflichen Integration, sie ist auch in hohen Maße ein wesentlicher Teil der Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedlichste Generationen, die in starken ortsräumlichen und nutzungsübergreifenden Bezügen stehen und trotzdem selbständige Einheiten bilden. Gemeinsam ist ihnen die fußläufige Erreichbarkeit über diese Begegungszone und ihre sichtbare Vernetzheit.

Das neue Dorfhus folgt formal sowohl in Proportion und Dachneigung der Straßen begleitenden Gebäudetypologie entlang der Dorfstraße, kommuniziert mit der gegenüberliegenden Schule und dem Gemeindeamt um sich dann dem Dorfraum in Richtung Kirche zu öffnen. Dieses sequenzielle Verdichten und Öffnen der Gebäudestrukturen im Einklang mit einer einfachen Gebäudeform gibt dieser dörflichen Mitte einen angenehmen Halt.

Der Straßenseitige leichte Rücksprung im Erdgeschoss markiert die Zugangszone sowohl zum Laden, der Bücherei, den gastronomischen Bereichen und den Wohnungen. Zugleich ist dieser Bereich gedeckter Aufenthalts- und Wartebereich, der sich auf die südöstliche Terrasse des Cafés verlängert. Der westliche Teil ist mit eigenem Zugang dem Büro Dreiklang vorbehalten. Die interne Verknüpfung all dieser Bereiche erfolgt über das mittige ”Ladenpult”. Von hier aus werden Infos zum Tourismus ebenso feilgeboten wie Alltagswaren und kulinarische Besonderheiten der Region. Auch die Leihbücherei ist hier Teil dieses Konzepts. Um im Erdgeschoss eine möglichst hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität in der Nutzung und Möblierung zu gewährleisten sind sämtliche Nebenräume und Lagerflächen im Untergeschoss angeordnet. Diese Anpassungsfähigkeit wird letztlich durch die Stützenfreiheit im Erdgeschoss, die Schlankheit des Gebäudes und die bewegliche Einrichtung (verschiebbare Regale) ermöglicht. In den beiden Obergeschossen befinden sich fünf Wohnungen bzw. eine Arztpraxis.

Konstruktiv stülpt sich die konzeptionelle Einfachheit gleichsam von innen nach außen und umgekehrt. Das neu zu errichtende Gebäude wird in Holzmassivbauweise (BSH Träger, Brettstappel) errichtet. Die raumhohen, vorgefertigten Riftbrettelemente bilden den Rahmen für die tiefer liegendene Konstruktion und geben dem Gebäude eine angenehme Tektonik.

Die Hüllqualitäten der Außenhaut entsprechen den Anforderungen des Passivhauses, ebenso die Luftqualitäten. Zur Minimierung des Treibhauspotentials und aus dem Bekenntnis zur Verwendung ökologischer Baustoffe soll – wenn möglich – der gemeindeeigene Wald als Rohstoffressource eine wesentliche Rolle spielen.

aus dem Jurybericht

„… Das Projekt reagiert auf die komplexen Rahmenbedingungen von Ort und Gebäudeinhalt mit einem schmalen längsorientierten Baukörper. Die längsrechteckige Gebäudeform mit Satteldach entwickelt sich logisch und folgerichtig aus den bestehenden baulichen Themen des Ortes und überzeugt durch seine ortsbauliche Stellung. Die kompakte Organisation der Grundrisse entwickelt einen in Größe und Ausdehnung optimierten Baukörper, der sich gut in den bestehenden Kontext einzufügen vermag und dadurch auch ein Maximum an Freiflächen generiert. Die Lösung der Aufgabe in einem einzigen Baukörper ermöglicht das einwandfreie Funktionieren zwischen den Bereichen von Laden und Café und die Bedienung der beiden Bereiche durch lediglich eine Person (als wesentlicher Faktor für die Möglichkeit die beiden Angebote wirtschaftlich betreiben zu können). Ein weiterer Eingang bedient den südöstlich gelegenen Gastgarten und dient außerhalb der Öffnungszeiten
des Ladens als Haupteingang zu Café- und Veranstaltungsbereich. Ein zentraler Kern mit Treppe und Lift erschließt auf einfachste Art sämtliche Funktionsbereiche. Die gemäß Raumprogramm geforderten Wohnungen befinden sich barrierefrei erschlossen im ersten Obergeschoss und orientieren sich Richtung Südwesten. Die Projektanten schlagen zusätzlich zum Raumprogramm ein weiteres Geschoss mit einer Kniestockhöhe von 1,80m und einem großzügigen Dachraum für Wohnnutzungen an. Diese Überhöhe wird als konstruktiver und ortsbaulich gut verträglicher Vorschlag gewürdigt, bedeutet jedoch einen Verstoß gegenüber der nachbarschaftlichen Vereinbarung. Bei einer Korrektur der Gebäudehöhe durch Entfall des Dachgeschosses ist die Erfüllung des Raumprogrammes in Bezug auf Wohnungsanzahl und Wohnungsschlüssel voll und ganz gewährleistet. Als sehr positiv wird der in den Baukörper eingeschnittene überdeckte Vorbereich gewertet, von dem aus logisch und selbstverständlich sämtliche Eingänge erschlossen werden. Die Vordachzone kann auch als Wartebereich der Bushaltestelle dienen, die Nähe zu den Eingangsbereichen entwickelt die Möglichkeit von Begegnungen und Kommunikation. Die Materialisierung mit einfachen und natürlichen Baustoffen entspricht den Intentionen der Ausloberin und ermöglicht ein gutes und selbstverständliches Einpassen in die gebaute Umgebung sowie im Inneren eine gute und stimmige Atmosphäre. Die Fassadensprache entspricht gut der gestellten Aufgabe, deren Gestaltung durch eine einheitliche filterartige Schicht aus Holzprofilen wirkt noch etwas zu wenig kompakt in Relation zur Grundaussage des Baukörpers. Leichte Mängel bestehen auch im Logistikbereich von Anlieferung, Lagersituation und
Ladenbüro.“

Gemeindezentrum Egg

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dorner matt Gemeindezentrum Egg Visualisierung

Städtebau/Architektur

Gemeindeamt, das neue Gebäude anstelle der Post und ein Saum von Kastanienbäumen gegenüber dem GZ im Süden bilden stadträumlich den neuen Dorfplatz, der sich mit dem Blick auf die Kirche zur L200 öffnet und die dort abschließenden Gebäude wie das Gasthaus Ochsen miteinbezieht. Der Dorfplatz selbst wird auf das Niveau des Erdgeschosses des bestehenden Gemeindeamts angehoben und an den Rändern sensibel möbliert (Buswartestelle, Brunnen, Bepflanzung, Sitzbänke etc.). Dadurch entsteht ein nahezu ebener, freier Platz, der tief in das neue Gebäude reicht und wesentlich die Struktur dieses Hauses prägt. Das neue Café/Konditorei ”umspült” diesen Ort. Von hier aus werden die verschiedenen Geschäfte und das dreigeschossige Bürogebäude erschlossen. Dem Gebäudeeinschnitt im Süden steht eine großzügige Freitreppe im Norden gegenüber. Über diesen eingeschossigen Niveausprung erreicht man den neuen kleineren ”Postplatz”, der fußläufig mit dem ”Wälderpark” vernetzt ist. Hier befindet sich das Bregenzerwaldarchiv, die neue Post und die nahezu ebenerdige Ein- bzw. Ausfahrt der Tiefgarage mit 73 Einstellplätzen.

Architektur/Konstruktion/Dorfplatz

Die Skelettbauweise des neuen Hauses am Dorfplatz umschließt die zu erhaltenden Räume der Post, in denen sich das Wahlamt u. ä. befindet. Die mit Eiche verschalten Multiboxen werden systematisch eingesetzt, beinhalten die konstruktiv-statischen Teile und ergänzen den Sichtbeton im Gebäude. Das äußere Erscheinungsbild prägt auch die innere Grundrissstruktur und garantiert die flexible Nutzung der Büroflächen. Die Oberflächen des Platzes folgen ebenfalls diesem Gestaltungsprinzip. Die großflächig verlegten, gestockten Betonplatten werden durch ”Eichenfugen” geteilt, in denen sich auch die Bodenbeleuchtung und die Infrastruktur für verschiedenste Nutzungen befindet.

Neubau Justizzentrum Wien Baumgasse

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dorner matt Justizzentrum Wien Baumgasse Visualisierung aussen

Ziel des Entwurfes ist ein klar strukturiertes Gebäudeensemble für die komplexen Funktionszusammenhänge des ´Justizzentrum Wien Baumgasse´ zu entwickeln, welches gleichzeitig den Stadtraum Erdberg respektiert und aufwertet. Die differenzierte und komplexe stadträumliche Situation wird durch drei neue, in Struktur, Materialität und Ausdruck unterschiedliche Baukörper geordnet. Diese drei Baukörper sind aus den programmatischen Vorgaben entwickelt. Sie gliedern sich in

1. das Jugendgericht (bestehend aus Jugendgericht, Staatsanwaltschaft und Ausbildungszentrum) an der Ecke Baumgasse – Südosttangente.

2. die Justizanstalt im Sockelgebäude (mit allen Räumen außer den Hafträumen), zwischen Jugendgericht und dem öffentlichen Durchgang zur U – Bahn Station Erdberg.

3. die Hafträume der Justizanstalt, konzipiert als vierarmiger über dem Sockelgebäude ´schwebender´ Baukörper.

Die Aufteilung der einzelnen Bereiche in Baukörper, die den Maßstab der stadträumlichen Umgebung aufnehmen und ergänzen, führt dazu, dass sich die funktionale Anordnung der geforderten Programmpunkte zwangsläufig ergibt.

Erschließungshof

Die Erschließung der gesamten Anlage erfolgt über einen zentralen Erschließungshof  der zwischen Jugendgericht/Ausbildungszentrum und Justizanstalt aufgespannt ist. Dieser Erschließungshof wird an der Baumgasse an das öffentliche Straßennetz angeschlossen. Unter dem Erschließungshof ist die zweigeschossige Tiefgarage angeordnet. Sie wird über eine Ab- und Auffahrtsrampe unter dem gedeckten Eingangsbereich des Jugendgericht erschlossen. Um den Rhythmus der Gebäudestruktur von offen und geschlossen zu unterstützen wird eine Reihe hochstämmiger Baumkörper in die Tiefe des Raumes gesetzt. Sie unterstützen die Lesbarkeit von Sockel und aufgesetzten, strukturiertem Gebäudeteil.

Jugendgericht/Ausbildungszentrum

Die Teilbereiche mit öffentlichem Publikumsverkehr (Jugendgericht/Ausbildungszentrum) werden in einem Baukörper parallel zur A23 zusammengefasst. Durch die Aufteilung in einen geschlossenen Sockelbereich und einer kammartig aufgesetzten siebenteiligen Gebäudestruktur wird der Hochlage der A23 und deren Lärmexposition in Form eines gebauten Lärmriegel Rechnung getragen. Im Sockelbereich dieses Gebäudes sind in der Justizverwaltung, Sicherheitsschleuse, Foyer, Verwaltung, Schwurgerichtssaal, Verhandlungssäle, im Ausbildungszentrum, Foyer, Verwaltung, Seminar-  Unterrichtsräume, Sport- Trainingsbereich untergebracht. Innerhalb der aufgesetzten Gebäudestruktur werden im Bereich Jugendgericht die Justizverwaltung, Hauptverhandlung, Ermittlungsrichter, Staatsanwaltschaft untergebracht. Im Bereich des Ausbildungszentrum werden Schulungsräume und Unterkünfte situiert. Die aufgesetzte Gebäudestruktur ist so strukturiert, dass sowohl zur A23, wie aber auch zur Justizanstalt keine, resp. nur ausgesuchte Blickbeziehungen bestehen.

Justizanstalt

Die Justizanstalt wird als eigener, in sich geschlossener Bereich, innerhalb des Gesamtensemble ausgebildet. Durch die Aufteilung in einen Sockelbereich sowie in einen darüber schwebenden Gebäudeteil entstehen für die einzelnen Bereiche adäquate Raumverhältnisse. Das Gebäudeensemble Justizanstalt wird über einen zentralen Punkt erschlossen, den Nabel! Der Nabel ordnet und strukturiert sowohl den Sockelbereich wie auch den darüber schwebenden Baukörper. Er verleiht dem gesamten Ensemble eine spür- und erlebbare Mitte. Die Schnittstruktur der Justizanstalt ist gegenüber der Schnittstruktur des Jugendgericht/Ausbildungszentrum in den spür- und sichtbaren Referenzhöhen angeglichen und identisch.

Im Erdgeschoss sind Schleuse, Einlieferungshof, Fachwerkstätten, Sporthof, Sport- Schwimmhalle, Umkleide- Fitnessräume, Besucherräume untergebracht. Im 1. Obergeschoss sind Justizwachkommando und Wachzimmer, Kanzlei Vollzug, Betreuungsdienst, Wäscherei, Unternehmerbetriebe, Schule  und Werkräume situiert. Im 2. Obergeschoss sind Wachzimmer, Anstaltsleitung, Speisesaal Beamte, Kanzlei/Wirtsch., Jugendgerichtshilfe, Wäscherei, Unternehmerbetriebe, Schule und Werkräume angeordnet. Auf dem Dach des Sockelbauwerk, dessen  Höhe mit der Höhe des Sockel des Jugendgericht sowie mit der Fahrbahnhöhe der A23 korrespondiert, besteht eine räumliche Verbindung zwischen den beiden Bauteilen, in Form eines geschlossenen, gläsernen Verbindungsbauwerks. An dieser Stelle, dem beschriebenen Nabel, an der Schnittachse horizontal vom Jugendgericht und vertikal von der Justizanstalt sind die Vernehmungsräume untergebracht. Durch diese präzise Setzung entstehen keinerlei funktionale Überschneidungen. Alle hier aufeinander treffenden Funktionen sind übersichtlich und nachvollziehbar angeordnet. Die Hafträume im schwebenden Baukörper sind in vier, vom Nabel auseinanderlaufenden Armen eingebaut. Durch den Maßstab und die Ausrichtung dieses Baukörpers entstehen Wohn- und Aufenthaltsräume mit hoher und vielfältiger Qualität.

Konstruktion

Grundsätzlich wird darauf geachtet ein hohes Maß an Vorfertigung zu erreichen und möglichst einfache Konstruktionen zu verwenden. Konstruktive und unveränderliche Elemente werden aus Fertigteilen (Fertigteilstützen, Stahlbetonhohlwände) bzw. Halbfertigteilen hergestellt, während Bereiche, in denen ein gewisses Maß an Flexibilität sinnvoll erscheint, wie zum Beispiel die Innenbereiche der Verwaltung, in nicht tragendem Leichtbauweise ausgeführt werden.

Materialien/Ausdruck/Architektur

Das aus der Vorgabe entwickelte Gesamtensemble gliedert sich in die drei beschriebenen Gebäudeteile. Entsprechend ihrer Bestimmung werden sie durch eine sensible und angemessene Materialisierung in Struktur und Ausdruck differenziert. Die Außenhaut des gesamten schwebenden Baukörpers wird mit einem schallabsorbierenden, feinstrukturierten Metallgewebe belegt. Diese Maßnahme macht den Baukörper selber zu einem schallabsorbierenden Element im Stadtraum und dämmt die vielfachen Lärmquellen. Die Materialisierung des Gerichtsgebäudes/ABZ ist zur A23 in einem transluszenten Baumaterial mit unterschiedlicher Sichtqualität ausgebildet. Die Fassade zur Justizanstalt ist mit einem einheimischen Holz belegt um einen bewussten Kontrast zum Metallgewebe des schwebenden Baukörpers mit den Hafträumen zu schaffen. Nach außen erscheint ein umlaufendes Sockelbauwerk. An den entsprechenden Stellen ist es mit einem leicht nach oben ausgeklappten Belichtungselement perforiert. Die Oberkante dieses Sockelbauwerk ist eine verbindliche Referenzhöhe um die verschiedenen stadträumlichen Elemente wie A23, Jugendgericht/Ausbildungszentrum und Justizzentrum und deren Maßstäblichkeit zu einem Bestandteil des Projektes werden zu lassen. Die Materialisierung der aufgesetzten Gebäudestrukturen, Jugendgericht/Ausbildungszentrum und Hafträume ist bewusst unterschiedlich ausgebildet, um den unterschiedlichen stadträumlichen Bedingungen aber auch den unterschiedlichen Nutzungen eine nach außen erkenn- und identifizierbare Identität zu verleihen. Durch diese Maßnahme entsteht ein erleb- und spürbarer Kontrast  von hart und weich, groß und klein, der das eigentliche Thema Jugendgericht/Justizanstalt zugunsten von visuellen Sinneseindrücken in den Hintergrund treten lässt.

Neubau Justizzentrum Korneuburg

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dorner matt Justizzentrum Korneuburg Visualisierung aussen

Zielsetzung

Ziel des Entwurfes ist ein klar strukturiertes Gebäudeensemble für die komplexen Funktionszusammenhänge des „Neubau des Justizzentrum Korneuburg“ zu entwickeln, welches gleichzeitig den neuen Stadtraum zu einem verdichteten Stadtteil mit Zentrumsfunktionen aufwertet.

Städtebau

Die Analyse der stadträumlichen Situation  lässt mehrere parallele, in Ost-West Richtung laufende Siedlungsbänder erkennen. Diese Siedlungsbänder sind mit Stadtmustern und Bauvolumen mit unterschiedlicher Maßstäblichkeit besetzt. Diese differenzierte stadträumliche Situation werden durch zwei neue, in Struktur, Materialität  und Ausdruck unterschiedliche Gebäudegruppen geordnet und ergänzt. Das  Gebäudeensemble des Justizzentrums ist aus den programmatischen Vorgaben entwickelt. Es gliedert sich in:

– das Gerichtsgebäude  mit den entsprechenden Infrastrukturräumen.

– die Justizanstalt mit den entsprechenden Infrastruktur- und Hafträumen.

Die einzelnen Bereiche mit ihren Baukörper nehmen die unterschiedlichen Größenordnungen der stadträumlichen Umgebung auf und ergänzen sie.

Erschließung

Die Erschließung des Justizzentrums erfolgt über einen Platz, der zwischen Gerichtsgebäude und Justizanstalt aufgespannt ist. Dieser neu entstehende Platz ist in der exakten Verlängerung der Brückenstrasse geplant. Die links und rechts der Brückenstrasse situierten, bestehenden Gebäudevolumen werden im Bereich des neuen Platzes durch das Bezirk- und Landesgericht und die Justizanstalt räumlich ergänzt. Die Verbindung zwischen Bezirks-/Landesgericht und Justizanstalt wird über zwei Brückenbauwerke hergestellt, gleichzeitig wird die Zusammengehörigkeit von Sockelbauwerk und Justizanstalt über die gemeinsame Traufhöhe lesbar. Der Platz wird an der  neuen Anrainerstrasse an das öffentliche Strassennetz angeschlossen. Dadurch gelangen Transporte auf dem kürzesten Weg von der Autobahn zum Gerichtsgebäude/Justizanstalt. Unter dem Gerichtsgebäude und dem Platz ist eine zweigeschossige Tiefgarage angeordnet. Sie wird über eine Rampe im Westen des Platzes erschlossen.

Gerichtsgebäude

Das Gerichtsgebäude ist in ein dreigeschossiges Sockelbauwerk und  eine viergeschossige, auf dem Sockelbauwerk aufgesetzte Kammstruktur unterteilt. Durch diese Aufteilung wird den unterschiedlichen stadträumlichen Phänomenen (A22/Stadtstruktur Exerzierplatz) Rechnung getragen. Die unterschiedlich ausgebildete Fassadenstruktur trägt den verschiedenen Ausrichtungen Rechnung. Durch seine Positionierung erhält das Gerichtsgebäude einen Solitärcharakter. Im Sockelbauwerk erschliessen sich die Verhandlungssäle und der Schwurgerichtssaal im 1. und 2. Obergeschoss über ein dreigeschossiges Hallenvolumen. Im Erdgeschoss sind die Halle mit Cafeteria und die gemeinsamen Räume LG/BG/STA  untergebracht. Innerhalb der aufgesetzten Gebäudestruktur sind Verwaltung-/Büromräume  LG/BG/STA untergebracht.

Justizanstalt

Die Justizanstalt ist als eigener, in sich geschlossener Bereich innerhalb des Gesamtensembles ausgebildet. Durch die Entwicklung einer Erschliessungsmagistrale werden die Hauptfunktionen zweigeteilt. Südlich, zum Gerichtsgebäude orientiert, sind die Infrastrukturräume situiert wie Aufnahme- Besuch-Verwaltung-Wirschaftshof 1-Arbeitsstätten-Vernehmung- Wirtschaftshof 2-Sport-/Veranstaltung-Krankenstation-Frauenabteilung. Nördlich der Magistrale sind die Höfe 1-2-3-4 und die Hafträume mit der entsprechenden Infrastruktur untergebracht. Östlich, sind auf Niveau -1.50m die Sportanlagen im Freien situiert. Die Höhe der Dachkante des Gebäudeensemble Justizanstalt korrespondiert mit der Höhe der Dachkante des Sockelbauwerk des Bezirks-/Landesgerichtes. Die Hafträume sind in drei radial angelegten und auseinander laufenden Baukörpern eingebaut. Durch den Maßstab und die Ausrichtung dieser Baukörper entstehen Wohn- und Aufenthaltsräume mit hoher und vielfältiger Qualität.

Konstruktion

Grundsätzlich werden ein hohes Maß an Vorfertigung und möglichst einfache Konstruktionen vorgesehen. Konstruktive und unveränderliche Elemente werden aus Fertigteilen oder Halbfertigteilen hergestellt, während Bereiche, in denen ein gewisses Mass an Flexibiltät sinnvoll erscheint, in nicht tragender Leichtbauweise ausgeführt werden.

Energiekonzept und Technische Gebäudeausstattung

Das Grundkonzept besteht aus einer energetischen Dreiteilung

1. Die Justizanstalt, im speziellen die Zellentrakte, werden im Passivhausstandard  errichtet.

2. Sporthallen, Werkstätten, Büros und das Gerichtsgebäude sind in Niedrigenergiebauweise konzipiert.

3. Für Büroflächen und das Gerichtsgebäude wird eine Energiekennzahl von unter 25 kWh/m2a angestrebt.

a) Wärme und Kälteerzeugung:

Der anfallende Restwärmebedarf wird mittels Grundwasserwärmepumpe sowohl für den Heizbedarf als auch für den erforderlichen Kühlbedarf umgesetzt. Voraussetzung ist, dass die Qualität und Quantität des Grundwassers gegeben ist.

b) Wärmeabgabe

1. Zellentrakt: Der Bereich des Zellentraktes wird mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung als Zentralanlage ausgestattet. In den Randzonen wird eine Fussbodenheizung installiert. Eine Klimatisierung des Zellentraktes, der Sport und Werkstättenbereiche ist nicht vorgesehen.

2. Gerichtsgebäude und Büros: Diese Bereiche werden mit einer Fussbodenheizung  bzw. über eine Baukernaktivierung  als Grundlastheizung ausgestattet. Weiters werden Lüftungsanlagen vorgesehen, die den notwendigen hygienischen  Luftwechsel und den Restwärmebedarf abdecken. Die Baukernaktivierung erfüllt auch die Anforderungen an die Klimatisierung.

c) Warmwasserbereitung

Die hohen Abwärmeleistungen aus dem Bereich der Wäscherei und der Küche werden über ein Wärmerückgewinnungssystem der Warmwasserbereitung zugeführt. Der Restwärmebedarf kann über eine Solaranlage oder mittels Erdwärme abgedeckt werden.

Materialien, Ausdruck, Architektur

Das aus den Vorgaben entwickelte Gesamtensemble gliedert sich in die beschriebenen Gebäudeteile sowie den öffentlichen Raum. Entsprechend Ihrer Bestimmung werden sie durch eine angemessene Materialisierung in Struktur und Ausdruck differenziert. Für die Außenhaut des Sockelbauwerks des Gerichtsgebäudes und der Justizanstalt wird eine horizontal strukturierte und materialtechnisch differenzierte Beplankung vorgeschlagen. Für das Bezirks-/Landesgericht: Holz, für die Justizanstalt: Metall). Die Außenhaut der Obergeschosse des Bezirks-/Landesgerichtes wird aus einer Stahl-Glaskonstruktion mit Holzpaneelen bestehen. Dieser Material- und Maßstabwechsel trägt den unterschiedlichen stadträumlichen Anforderungen Rechnung. Im Süden ist dies die neu modellierte Landschaft über der Autobahn A22 und im Norden das Siedlungsband mit den heterogenen Bebauungsstrukturen. Die Arealbegrenzung respektive die Einfriedungs- und Sicherungsanlagen der Justizanstalt sind naturgemäß „schwergewichtig“. Die hier vorgeschlagenen Einfriedungs- und Sicherungsanlagen sollen demgegenüber einen natürlichen und integralen Bestandteil der Stadtlandschaft bilden. Die äußere Zone ist als ein mit grünen Elementen durchsetzter Raum ausgebildet, dessen witterungsabhängige Reflexionen den Ort illuminieren und mystifizieren. Durch die dargestellte städtebauliche Disposition des Gesamtensembles wird den unterschiedlichen Bedingungen und Nutzungen eine nach außen erkennbare, spürbare und nachvollziehbare Identität verliehen. Durch die Maßnahmen entsteht ein erlebbarer Kontrast von hart und  weich, gross und klein, offen und geschlossen. Dem schwierigen Thema Gerichtsgebäude und Justizanstalt wird mithilfe der beschriebenen architektonischen Eindrücke ein angemessenes Gesicht verliehen.

Resumée

Es entsteht ein weiteres, vitales „Stück“ Korneuburg, das behutsam in den Kontext eingegliedert wird.